Das Schlusswort: Das Glück liegt in der Innovation

Neue Ideen und Lösungen sind immer dann gefragt, wenn Herkömmliches an seine Grenzen stößt. So auch im Gesundheitswesen. Neues muss her, um Probleme, die – zugegeben – meist aus althergebrachten Mustern entstanden sind, einer Lösung zuzuführen. Je größer der Rundumschlag, desto besser und innovativer – so scheint es. Das Wechselspiel zwischen Hindernissen, der Angst vor Veränderung und dem Wunsch nach etwas Neuem prägt schließlich die Geschwindigkeit dieser Umwälzung. Und hier schließt sich auch schon der Kreis, warum Innovationen ihre Rolle als Heilsbringer meist schlecht ausfüllen: Sie finden in keiner annehmbaren Geschwindigkeit in den Markt, werden blockiert, totgeredet oder krankkritisiert. Neues ist selten populär. Menschen lieben nun einmal Gewohnheiten und Rituale. Veränderungen bringen Unruhe, Ungewohntes und Unbekanntes.

Ob Innovationen nun neue Ideen, Erfindungen, Dienstleistungen oder Prozesse sind – ihnen allen ist eines gemeinsam: Sie müssen einen Mehrwehrt für die Menschen schaffen, der so groß ist, dass er diese soziale Beharrungskraft überwindet. Medizinprodukte können das, indem sie helfen, Krankheiten zu heilen oder zumindest zu lindern, die Liegezeiten im Spital ebenso zu reduzieren wie Schmerzen, den Heilungsverlauf zu beschleunigen oder Leben überhaupt erst entstehen zu lassen. Dass Medizinprodukte damit weit tiefer in das soziale Gefüge der Menschen eindringen, als auf den ersten Blick deutlich wird, macht es natürlich auch erforderlich, dass die Politik einen Rahmen setzt. Dazu zählen auch die beiden neuen europäischen Verordnungen über Medizinprodukte und In-vitro Diagnostika, die die bestehenden Medizinprodukte-Richtlinien ersetzen werden. Geplant ist ein Inkrafttreten Mitte 2017.

Damit wird der Rahmen für unsere Branche neu geregelt und es wird aufwendiger werden, neue Produkte – also Innovationen – in den Markt zu bringen. Das wird sich auch im Preis niederschlagen, gleichzeitig wird die Sicherheit für Anwender und Patienten erhöht.

Nachdem sich die Budgets der Leistungsträger nicht verändern, stellt sich die berechtigte Frage, wie es Innovationen dennoch gelingen wird, in den Markt zu kommen. Gerade das Handeln unter dem Aspekt beschränkter Ressourcen zwingt uns dann dazu, neue Ideen entstehen zu lassen und neue Wege zu finden. Kurz gesagt: Innovation vorantreiben, und zwar mit einer höheren Geschwindigkeit, (noch) mehr Ernsthaftigkeit und unaufgeregter als bisher. Wir – und damit meine ich nicht nur die Medizinprodukte-Unternehmen, sondern auch die Gesellschaft insgesamt – müssen uns zu Innovationen bekennen, aber nicht nur in der Diskussion, sondern auch im täglichen Tun. Nur so werden wir in Zukunft konkurrenzfähig bleiben und nachhaltige Jobs generieren. Billiger im Sinne der Stückkosten werden Innovationen nicht werden, aber wir müssen lernen, über Sektorengrenzen zu denken und auf der Ebene der Behandlungskosten gibt es durchaus noch Potenzial. Wenn intra- und extramuraler Bereich endlich zusammenarbeiten, bin ich überzeugt, dass Medizinprodukte die Versorgung besser und günstiger zugleich machen können. Bisher haben wir selbst neue Produkte entwickelt oder Entscheidungsträger und Einkäufer Innovationen gefordert. Jetzt muss es uns gelingen, dass auch Patienten, die schlussendlich die Leistung bezahlen, Innovationen einfordern. Dieser Prozess ist seit der App-Revolution auf den Smartphones schon längst im Gange und macht Patienten mächtiger, fordernder und mutiger. Diesen Zug dürfen wir nicht verpassen, indem wir nur über Innovationen diskutieren und die wirklichen Entwicklungen an uns vorbeiziehen.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen ein erfolgreiches 2017!

Ihr

Gerald Gschlössl