Der Föderalismus macht vieles schwer

Gesundheitliche Versorgungsicherheit ist eine zentrale Säule in einem Sozialstaat. Die Pflege trägt als größte Berufsgruppe im Gesundheitssystem wesentlich dazu bei. Wie sehr das Fehlen von qualifiziertem Pflegepersonal zulasten der Versorgung der Bevölkerung geht, hat die Pandemie deutlich vor Augen geführt.

Werkzeug: Medizinprodukte

Hilfsmittel und andere Medizinprodukte sind das „Werkzeug“ der professionellen Pflege. Umso verwunderlicher ist es, dass die Pflegenden keinen Einfluss darauf haben, welches Werkzeug, respektive Medizinprodukt, ihnen zur Verfügung steht. Die Verschreibungskompetenz liegt auch im Jahr 2021, und nach 14 Jahren Akademisierung in der Pflege, immer noch ausschließlich in der Hand der Medizin. Dies unabhängig davon, ob diese selbst damit arbeitet oder das Produkt ausschließlich im Gebrauch der Pflege steht.

Kompetenz zur Weiterverordnung

Die Regelung zur Weiterverordnung von Hilfsmitteln sollte ein erster Schritt in eine Richtung sein, die dieses Dilemma auflöst. Leider wurde diese nie vollumfänglich umgesetzt. Die Weiterverordnungskompetenz von Pflegenden muss ausgebaut werden und eine Diskussion über die Erstverordnung definierter Produkte muss eingeleitet werden.
Der gehobene Dienst in der Gesundheits- und Krankenpflege ist bestens ausgebildet. Viele sind inzwischen akademisiert. Die ihnen zugestandenen Kompetenzen werden der Qualifikation nicht gerecht. Es ist hoch an der Zeit, über eine gesetzliche Ausweitung der Kompetenzen zu diskutieren.

Zuständigkeiten „zerstückelt“

In der Krise wurden viele Probleme neuerlich sehr deutlich sichtbar. Etwa, dass der Föderalismus in der Pflege vieles erschwert bis verunmöglicht. Dass es kein bundesweit einheitliches Hygienekonzept für Alten- und Pflegeheime gab, darf als Versäumnis der Vergangenheit gewertet werden. Dass es auch nicht möglich war, trotz Pandemie kurzfristig eine einheitliche Vorgehensweise festzulegen, sind die Folgen der Zerstückelung der Zuständigkeiten. Dies ist nur ein Beispiel von vielen. Dass nun im Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz (BMSGPK) mit der Arbeit am ProHyg 3.0 begonnen wird, diesen Umstand zu beseitigen, ist als positiv zu bewerten.