Gastkommentar: Imagepolitur für das Gesundheitswesen

Medizinprodukte sind unverzichtbar für das moderne, zukunftorientierte österreichische Gesundheitswesen. Dazu ist es erforderlich, die Zusammenarbeit zu stärken und auch mit der unternehmerischen Brille einen Blick auf das System zu werfen. Das setzt voraus, dass wir von der ausgabenseitigen Betrachtung von Krankheit bzw. Gesundheit zu einer investitionsorientierten Beurteilung kommen.
Gesundheit ist eine Wachstumsbranche, das wird sich auch in den nächsten Jahren nicht ändern. Derzeit sind auch die Jobs in dieser Branche aus vielen Gründen wenig attraktiv, daher ist es an der Zeit, hier einen Imagewandel einzuleiten. Die Imageverbesserung von der „Krankenversorgung“ zu „Health Jobs“ motiviert die Mitarbeiter, bringt aber auch einen Nutzen für die Medizinprodukte: Sie dürfen nicht länger als belastender Kostenfaktor gesehen, sondern müssen in eine Nutzenrechnung einbezogen werden. Damit wird der Standort gesichert und die Basis für ein gesundes Wachstum der Branche gelegt. Unternehmen müssen Angebote schaffen, die der Gesundheitsmarkt braucht – vor allem im Hinblick auf ein rasches Gesundwerden. Die Bewertung von „gut und wichtig“ darf nicht allein über den Preis geführt werden, sondern über den langfristigen Nutzen, den ein Produkt stiftet. Der Weg muss von der Mindestversorgung hin zu einer niederschwelligen State-of-the-Art-Versorgung gehen. Natürlich ist der Preis eines Produktes ein einfach messbares Kriterium und Qualität oft nur ein subjektiver Parameter. Dennoch müssen wir uns diesem Thema stellen, sonst werden wir ständig in einer Kostendiskussion verhaftet bleiben und nicht nach dem Nutzen fragen.

Aber auch die Sozialversicherungen müssen an ihrem Image arbeiten. Das System gilt zu Unrecht als intransparent, wenig leistungsfähig und zu komplex. Ich sehe es daher als eine vordringliche Aufgabe, den Nutzen stärker herauszustreichen, denn soziale Sicherheit ist weder selbstverständlich noch Selbstzweck. Wir haben darauf zu achten, dass jeder Versicherte im Falle einer Krankheit gut versorgt ist, und zwar unabhängig von sozialer Herkunft oder finanzieller Leistungsfähigkeit. Zudem muss die Serviceorientierung in den Vordergrund treten und ein Umdenken von der Behörden- zur Kundenorientierung stattfinden. Unser Vermögen ist die soziale Sicherheit – im Falle von Unfall oder Krankheit ist mit einer Versicherung vorgesorgt. Dieser Rundum-Vollkaskoschutz erfordert umgekehrt auch Investitionen von den Versicherten.
Dieses Umdenken muss künftig auf drei Säulen basieren: 1. Vorsorgeorientierung, 2. Patientenzentriertheit sowie 3. Qualität und Innovationsbereitschaft. Medizinprodukte spielen in diesem Qualitätswettbewerb eine zentrale Rolle, denn mit innovativen Produkten wird ein Mehrwert in der Patientenversorgung geschaffen. Gleiches gilt für die Prozessorien­tierung – dort, wo Qualität geboten wird, soll auch ausgebaut und investiert werden.
Ich bin überzeugt, dass wir mit einem Qualitätswettbewerb auch in der Effizienz deutlich sichtbare Fortschritte erzielen können und dass das zu einer Senkung der Kosten führt. Das erfordert, dass wir eine Reihe von Parametern messen und erheben, um auch konkrete Ansatzpunkte für diesen Qualitätsbonus zu finden. Ein Beispiel wäre den Zeitraum zu messen, in dem ein Patient erstmals in das System eintritt, bis er zur richtigen Behandlung kommt. Zielorientiert und ergebnisorientiert zu arbeiten, müsste diesen Zeitraum deutlich kürzer machen und damit die Kosten im System entsprechend senken.
Dieser Change im Mindset wird sich in der Praxis nicht so schnell durchsetzen, dennoch muss anhand einiger Beispiele einmal ein Anfang gemacht werden, um den Prozess in Gang zu bringen.