Klinische Ernährung: systemrelevant und krisenfest


Im Zentrum der Aktivitäten der Branchengruppe Klinische Ernährung steht das Prinzip, Patientinnen und Patienten in Österreich nachhaltig und niederschwellig Zugang zu adäquaten, innovativen und wirksamen Therapieformen sowie – wo es möglich ist – zu Prävention und Aufklärung im Bereich der Ernährungsmedizin zu ermöglichen. Gemeinsam mit den Dienstleistungen im Case Management können Patientinnen und Patienten ernährungsmedizinische Therapien einfacher im häuslichen oder ambulanten Setting erhalten. Damit werden Spitalsressourcen geschont – ein wichtiger Beitrag der Branchengruppe zu einem resilienten Gesundheitswesen. Einblick in die Aufgaben und Herausforderungen der klinischen Ernährung sowie die Unterstützung durch digitale Leistungen für ein besseres Versorgungsumfeld geben der Sprecher der Branchengruppe Christoph Dungl, MA, LL.M. sowie sein Stellvertreter Mag. (FH) Christoph Kollmann, MA.

Wie tragen die Produkte und Services Ihrer Branchengruppe zur Resilienz im Gesundheitssystem bei?
Ein resilienter Medizinprodukte-Sektor ist entscheidend für die Handlungsfähigkeit eines Gesundheitssystems in Krisenzeiten. Die Kombination aus Innovationsförderung, strategischer Lagerhaltung und flexiblen regulatorischen Rahmenbedingungen trägt wesentlich zur Stärkung dieser Resilienz bei.
Die Produkte der klinischen Ernährung unterstützen vor allem auch Patientinnen und Patienten im Homecare-Setting, also im Rahmen von Therapien im häuslichen Umfeld. Diese Säule des Gesundheitssystems ist essenziell, um Ressourcen im Krankenanstaltensektor zu schonen und für jene Personen einsetzen zu können, die tatsächlich der Anstaltspflege bedürfen. Insofern trägt die klinische Ernährung, gepaart mit den Services zu Entlassungs- und Überleitungsmanagement in den häuslichen Bereich, stark dazu bei, dass das Gesundheitssystem in Zeiten erhöhter Bedarfe an akutmedizinischer und stationärer Betreuung nicht überlastet wird.

Wie stellen Sie sicher, dass die Produkte auch in Krisenzeiten verfügbar bleiben?
Die Anzahl der Mitglieder der AUSTROMED zeigt, wie viele Medizinprodukte-Unternehmen lokal in Österreich ihren Sitz haben und hier mit eigenem Personal tätig sind. Im Bereich der klinischen Ernährung sind stabile Lieferketten wichtig und häufig sogar lebensnotwendig für Patientinnen und Patienten. Wir setzen daher auf lokale Lagerhaltung, lokal angestelltes Personal, Produktion einer Vielzahl von Waren in der Europäischen Union, sorgfältige Mengenplanung und die Zusammenarbeit mit verlässlichen Logistikpartnern. Jedes Unternehmen findet hier seinen eigenen Maßnahmenmix. Aber bereits das Meistern von Krisensituationen der jüngeren Vergangenheit, wie etwa der COVID-19-Pandemie, zeigt, wie effektiv und wirksam diese Maßnahmen sind. Gleichzeitig muss erwähnt werden, dass diese Maßnahmen auch bares Geld kosten und sich in unseren Produkt- und Dienstleistungspreisen widerspiegeln müssen. Wir weisen daher eindringlich darauf hin, dass solche Maßnahmen im Sinne der Versorgungssicherheit vonseiten der öffentlichen Auftraggeber nicht nur gefordert, sondern auch beispielsweise im Rahmen von Auswahlkriterien in Vergabeverfahren berücksichtigt und so auch honoriert werden müssen.

Wie arbeiten Sie mit Gesundheitseinrichtungen, Behörden oder Stakeholdern zusammen, um Engpässe frühzeitig zu erkennen und gegenzusteuern?
Ein enger und regelmäßiger Austausch mit Krankenhäusern, Behörden und Stakeholdern ermöglicht es, potenzielle Engpässe frühzeitig zu erkennen. Durch gemeinsame Maßnahmen und Plattformen wie das Meldesystem für Lieferunterbrechungen iSd Art. 10a MDR tragen wir aktiv dazu bei, eine hohe Versorgungssicherheit auch in herausfordernden Zeiten sicherzustellen. Im Bereich des Monitorings von Engpässen versorgungskritischer Produkte – seien es Arzneimittel oder Medizinprodukte – plädieren wir dafür, Systeme zu schaffen, die eine gute Balance zwischen bürokratischem Aufwand und Wirksamkeit sicherstellen. Als Unternehmen am Markt ist es das ureigenste Interesse, Waren im nachgefragten Maß zu produzieren und liefern zu können.

Welche regulatorischen oder politischen Rahmenbedingungen würden aus Ihrer Sicht dazu beitragen, die Widerstandsfähigkeit und Versorgungssicherheit im Gesundheitswesen zu verbessern?
Das wichtigste Fundament für eine widerstandsfähige und sichere Gesundheitsversorgung ist eine nachhaltige Finanzierung des Gesundheitssystems, insbesondere in herausfordernden Zeiten. Eine robuste und widerstandsfähige Versorgung mit Medizinprodukten erfordert gezielte regulatorische und politische Maßnahmen, die auf Flexibilität, Innovation und Krisenvorsorge abzielen.
Im Endeffekt muss auch politisch sichergestellt werden, dass Österreich ein attraktiver Wirtschaftsstandort bleibt – oder aufgebaut wird –, sowohl um lokal zu produzieren als auch Produkte auf den Markt zu bringen. Dazu gehören sinnvolle und nicht überbordende regulatorische Rahmenbedingungen, ein maßvolles, jedoch trotzdem profitables Preisniveau und zuletzt auch die Wertschätzung unternehmerischer Leistungen für das Gesundheitswesen und unserer Patientinnen und Patienten sowie Anwenderinnen und Anwender.