Personalpolitik in der stationären Pflege

Die strategische Bedeutung der Personalpolitik für den Unternehmenserfolg steht außer Diskussion. Was jedoch in der Gestaltung und Optimierung personalpolitischer Maßnahmen oft zu kurz kommt, ist die Sicht der Mitarbeiter – insbesondere jener, die an der Basis arbeiten. Der Frage, was die Personalpolitik in der stationären Pflege erreichen kann und soll ist Maria Laura Bono nachgegangen, selbstständige Unternehmensberaterin der Integrated Consulting Group GmbH in Graz und Wien, die sich seit Jahren den Themen Personal- und Organisationsentwicklung, Veränderungsmanagement und Steuerung sozialer Dienste widmet.
Im Rahmen des pflegekongresses 2013 referiert Bono zum Thema „Chancen und Grenzen der Personalpolitik in der stationären Pflege: die Sicht der Mitarbeiter/innen“. Den Hintergrund dazu bildet eine Dissertation, die am Institut für Personal- und Organisationsentwicklung an der Universität Graz anhand problemzentrierter Interviews die Perspektive der Pflegedienstleitung eines namhaften Trägers der stationären Altenpflege untersucht hat. „Aus der gedanklichen Verbindung von Bedürfnissen der Mitarbeiter – in Anlehnung an Maslow: Selbstverwirklichung, Anerkennung, soziale Kontakte, Sicherheit und physiologische Bedürfnisse – einerseits und Gestaltungsebenen der Personalpolitik andererseits entsteht aus der Studie ein sehr praxisnahes, authentisches Bild der Erwartungshaltung pflegender Mitarbeiter“, erklärt Bono.

Unter Druck

Am häufigsten sehen sich die Mitarbeiter in der stationären Pflege mit Druck aus verschiedenen Richtungen konfrontiert: „Exogenem Druck aufgrund sich widersprechender Erwartungen von Bewohnern, Angehörigen, der Gesetzgebung und anderen sowie endogenem Druck aufgrund einer häufigen Kluft zwischen tun wollen, können und dürfen in zeitlicher und inhaltlicher Hinsicht“, erläutert Bono. Zu den externen Partnern, die für die Personalpolitik in der stationären Pflege besonders wichtig sind, zählen alle Akteure, die für Gesetzgebung und Finanzierung zuständig sind. Deren Anforderungen und Erwartungen haben demnach ebenso viel Relevanz wie ihre Zugeständnisse und Reglements, sind jedoch nur ein Teil der betroffenen Akteure. Selbstverständlich sind auch medizinische Anforderungen – und damit Medizinprodukte – von entsprechender Wichtigkeit. Im Vordergrund steht jedoch laut Bono die Beziehungsarbeit, welche die Pflegenden mit Blick auf die Bewohner zu leisten haben und meist auch leisten wollen.

Breite Unterstützung

Auf den Punkt gebracht weisen die vorläufigen Ergebnisse der Studie auf folgende Aspekte hin: „Dem mittleren Management kommt de facto eine enorme Bedeutung zu, sowohl mit Blick auf die Fähigkeit des Pflegepersonals Stress zu bewältigen als auch mit Blick auf die Anschlussfähigkeit der Personalpolitik“, erklärt Bono und ergänzt: „In der Pflege sind kommunikative Kompetenzen extrem gefragt – ein Aspekt, der häufig übersehen wird und wo in der Praxis Personalpolitik ansetzen könnte und sollte.“
Eine Stärkung der Führungskompetenzen des mittleren Managements, insbesondere der Pflegedienstleitung, unterstützt demnach in Konsequenz die einzelnen Mitarbeiter. Das Team als solches bzw. die Teamfähigkeit und der Teamgedanke bedürfen ebenfalls einer Stärkung, genauso wie die persönlichen Kompetenzen der Mitarbeiter, im Besonderen mit Blick auf Kommunikation und Konfliktmanagement. „Schließlich würde die Personalpolitik in der stationären Pflege auch durch einen in puncto Gesetz und Finanzierung einheitlichen Rahmen für Österreich gestärkt werden“, resümiert Bono, „sowie eine realistische Einschätzung und entsprechende finanzielle Abdeckung des Arbeitsaufwandes, der nicht nur die Pflege des Pflegebedürftigen, sondern auch sehr viele Aufgaben des Stakeholder-Managements umfasst.“
www.integratedconsulting.at

 

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pflegekongress13
28. und 29. November 2013
Austria Center Vienna