Zukunft gestalten

Jeder Beschäftigte eines Medizinprodukte-Unternehmens sichert aktuell mehr als einen weiteren Arbeitsplatz in der heimischen Volkswirtschaft. „In den mehr als 600 heimischen Medizinprodukte-Unternehmen gehen täglich etwa 62.000 Menschen zur Arbeit und sichern damit die gesundheitliche Versorgung in Österreich“, beschreibt AUSTROMED-Präsident Gerald Gschlössl die Branche anlässlich der diesjährigen Jahreshauptversammlung. 126 dieser Betriebe – vom kleinen Start-up bis hin zum großen Konzern – sind Mitglieder in der AUSTROMED und setzen auf eine gemeinsame Interessensvertretung sowohl national als auch international.

Das AUSTROMED-Präsidium bleibt für eine weitere Funktionsperiode: Präsident Gerald Gschlössl sowie die Vizepräsidenten KommR Mag. Alexander Hayn, MBA und Dipl. BW Christian Braun; Fotos: Philipp Lipiarski, LISAvienna/Michael Michlmayr

Veränderungen annehmen

Für heuer hat sich das wiedergewählte Präsidium – neben Gschlössl sind neuerlich die Vizepräsidenten KommR Mag. Alexander Hayn, MBA und Dipl. BW Christian Braun im Team – vorgenommen, die Akquise neuer Mitglieder voranzutreiben. Ein Vorhaben, das aufgrund der aktuellen Marktlage durchaus herausfordernd ist: „Wir haben bei jenen Unternehmen, die im letzten Jahr die AUSTROMED verlassen haben, nachgefragt, was der Grund dafür war. In vielen Fällen waren es Konzernentscheidungen, die dazu geführt haben, dass der Standort Österreich aufgelassen wurde oder nicht mehr im Fokus lag. Auch einige Start-ups haben sich aus dem Markt zurückgezogen“, beschreibt Gschlössl die Entwicklung. Erfreulich ist, dass immerhin einige der scheidenden Unternehmen ihre Vertriebswege weiterhin über bestehende Mitgliedsunternehmen organisieren.

Anders als bei der Wirtschaftskammer, in der Unternehmen automatisch Mitglieder sind, ist der Beitritt zu AUSTROMED eine sehr bewusste Entscheidung, daher ist der Vorstand gefordert, die Vision und Mission der Interessensvertretung klar zu schärfen: „Die AUSTROMED gestaltet als anerkannte, unabhängige Interessensvertretung aktiv die österreichische Gesundheitspolitik im Sinne aller betroffenen Unternehmerinnen und Unternehmer. Wir lobbyieren stellvertretend für unsere Mitglieder innerhalb der Gesundheitswirtschaft, und zwar gezielt für deren Interessen“, betont Gschlössl und ergänzt: „Wir haben nicht den Anspruch, alles zu wissen, aber gemeinsam mit dem Engagement unserer Mitglieder, die ein aktiver Teil der AUSTROMED sind, wollen wir den Markt zukunftsfähig mitgestalten.“ Die AUSTROMED ist dazu in themenspezifischen Branchen- und Arbeitsgruppen organisiert, um gezielt auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Herausforderungen der Branche einzugehen. Diese Gruppen bündeln Fachwissen, fördern den Austausch unter Expertinnen und Experten und erarbeiten gemeinsam Positionen zu aktuellen Themen wie Regulierung, Qualitätssicherung, Digitalisierung oder Nachhaltigkeit. So tragen alle Mitglieder wesentlich dazu bei, dass die Interessen der Branche kompetent und praxisnah vertreten werden.

D-A-CH-Zusammenarbeit im Fokus

Auf der Agenda des Vorstandes steht heuer auch, die Zusammenarbeit in der DACH-Region (Deutschland, Österreich, Schweiz) auszubauen. Die nationalen Fachverbände – neben der AUSTROMED in Österreich ist es der BVMed in Deutschland und Swiss Medtech in der Schweiz – stehen in regelmäßigen Austausch. Sie koordinieren gemeinsame Positionen zu regulatorischen Themen wie der EU-Medizinprodukteverordnung (MDR), tauschen Best Practices aus und stimmen sich bei länderübergreifenden Herausforderungen ab, etwa zur Marktüberwachung oder bei Fragen zur Versorgungssicherheit. Gerade im Hinblick auf die europäische Gesetzgebung arbeiten die Verbände eng zusammen, um gegenüber der EU-Kommission, dem EU-Parlament und anderen Gremien mit gebündelter Stimme auftreten zu können. Ziel ist es, einheitliche und praxisgerechte Rahmenbedingungen für Hersteller und Vertreiber von Medizinprodukten in der gesamten Region zu schaffen. „Aktuell sind wir auch im In-vitro-Diagnostik-Bereich mit dem Schweizer Verband SVDI und dem deutschen Verband VDGH übereingekommen, in den nächsten Monaten verstärkt den Wert der In-vitro-Diagnostika gemeinsam zu kommunizieren“, beschreibt AUSTROMED-Geschäftsführer Mag. Philipp Lindinger ein aktuelles Projekt.

Er erinnert im Zuge der Jahreshauptversammlung auch an das MedTech Forum 2024, das überaus erfolgreich in Wien stattgefunden hat und rund 1.200 Delegierte aus aller Welt versammelte: „Die Veranstaltung hat gezeigt, dass auch ein kleines Land wie Österreich inhaltlich durchaus gewichtige Themen auf dem internationalen Parkett einbringen kann und die heimische wissenschaftliche Community einen sehr guten Ruf genießt.“ Einig sind sich Gschlössl und Lindinger, dass das MedTech Forum eine gute Möglichkeit war, sich als Verband innerhalb von Europa zu präsentieren und zu positionieren. Das Netzwerk wurde beim heurigen Forum in Lissabon weiter ausgebaut.

Das MedTech Forum 2024 zählte zu einem der Highlights der internationalen Netzwerkarbeit.; Fotos: Philipp Lipiarski, LISAvienna/Michael Michlmayr

Chancen und Herausforderungen annehmen

Wichtig ist es der AUSTROMED, die Medizinprodukte-Branche auch in ihrer faszinierenden Vielfalt an beruflichen Möglichkeiten zu positionieren. „Die Aufgaben spannen sich von kaufmännischen Themen über IT, Forschung und Recht bis hin zu Gesundheits- und medizinischen Inhalten“, sind sich Gschlössl und Lindinger einig. Und die Medizinprodukte-Branche bietet mehr als nur Karrieremöglichkeiten: Es ist eine Branche mit Perspektive, mit Innovationskraft und vor allem sinnstiftend und mit hoher Relevanz für die Gesundheit der heimischen Bevölkerung.

Insgesamt sind es die Themenfelder Standort, Innovation, Digitalisierung und Regulatorien, die den Arbeitsalltag der AUSTROMED auch künftig prägen werden und die Herausforderungen, aber auch Chancen der Branche ausmachen. Die Finanzierung des Gesundheitssektors und damit im Zusammenhang die Erstattung von Leistungen betrifft alle Mitgliedsunternehmen. Im Regierungsprogramm finden sich zudem Themen wie die Liefer- und Versorgungssicherheit oder die kritische Infrastruktur wieder, die als Dauerbrenner auf der Agenda der AUSTROMED stehen. „Nach wie vor kämpfen wir gegen das Billigstbieterprinzip in Ausschreibungen, denn Innovationen können nur dann zu den Patientinnen und Patienten kommen, wenn Qualität und Sicherheit in den Preisen abgebildet sind“, betont Gschlössl und weist einmal mehr darauf hin, dass es hier auch um die Sicherung des Wirtschaftsstandorts Österreich geht. Ebenfalls auf der Agenda der Interessensvertretung bleiben die Umsetzung der EU-Verordnungen für Medizinprodukte und In-vitro-Diagnostika (MDR und IVDR) sowie der zahlreichen Vorschriften rund um die Nachhaltigkeit. Dass zu all diesen Themen die erforderliche Expertise aufgebaut werden kann, garantiert die AUSTROMED-Akademie mit einem vielfältigen Seminarprogramm und neuen Vortragenden.