Es bewegt sich etwas in der österreichischen Diabetologie!

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

die letzten Jahre haben uns in der Diabetologie gelehrt, wie wichtig es ist, über den eigenen Tellerrand zu schauen und mit anderen Fachdisziplinen gemeinsam nicht nur wissenschaftlich, sondern auch im Sinne der Patient*innenbetreuung zu agieren. Die aktuelle­ Ausgabe von DIABETES FORUM führt wieder einmal vor Augen, mit wie vielen Bereichen und Fächern die Diabetologie eng verknüpft ist, aber auch, wie sehr klassische antidiabetische Substanzen auch in anderen Indikationen Anwendung finden und zukünftig finden könnten.
Nachdem das Wissen und die Behandlungsoptionen stets umfangreicher und komplexer werden, wird eine Vertiefung in der Fortbildung einer größeren Zahl von interessierten Ärztinnen und Ärzten des niedergelassenen Bereichs in der Diabetologie und in der metabolischen Medizin zukünftig unabdingbar werden, da die Anzahl an Diabetesambulanzen in Österreich keineswegs im Verhältnis zur Zahl der Betroffenen steht. Es braucht also die schon viel strapazierte Versorgungsebene 2 – gut ausgebildete praktische Ärztinnen und Ärzte sowie Internist*innen, die sich dem Diabetes mellitus und den Begleiterkrankungen verschrieben haben.

AUSTRO-PROFIT-Studie

Wir haben kurz die Zahl der Betroffenen erwähnt – womit wir schon wieder beim Thema des Wissens (oder Nichtwissens) um die Zahl der Menschen mit Diabetes in Österreich, deren Komorbiditäten und therapeutische Versorgung wären. Als Österreichische Diabetes Gesellschaft starten wir gerade die AUSTRO-PROFIT-Studie, ein Projekt, bei dem wir über die Charakteristika und Therapien von Menschen mit Typ-2-Diabetes im niedergelassenen Bereich lernen wollen und gleichzeitig einen Blick auf Menschen wagen, die zu Vorsorgeuntersuchungen kommen, um auch ein besseres Verständnis hinsichtlich bis dato undiagnostizierter Glukosestoffwechselstörungen zu bekommen. 2.500 Studienteilnehmer*innen stellen einen ersten, zugegebenermaßen überschaubaren Start dar, aber es ist immer besser, Dinge aktiv in die Hand zu nehmen, als nur zu jammern.
Wir hoffen aber auch, dass es ein Start in eine Zukunft sein könnte,­ in der wir aus Routineversorgungsdaten ohne viel Mehraufwand viel über die Diabeteswelt in Österreich lernen könnten.

Im Rahmen des ÖDG-Strategiemeetings von 10. bis 11. 6. 2021 in Retz wurde mit hochrangigen Vertreter*innen der ÖDG, der Österreichischen Gesundheitskasse, der Gesundheit Österreich GmbH und der Österreichischen Ärztekammer auch genau darüber diskutiert und wie man mit einem „digitalen Diabetespass“ sowohl Datenlücken füllen als auch die Patient*innenversorgung verbessern könnte. Seitens der ÖGK gab es auch ein klares Bekenntnis zur raschen Umsetzung der Refundierung der leitliniengerechten Therapien, eine ganz wesentliche Forderung der ÖDG, und auch die Ankündigung, dass HbA1c als Testparameter neben dem Nüchternblutzucker in die Vorsorgeuntersuchung aufgenommen wird.

Es bewegt sich also etwas in der österreichischen Diabetologie!