HbA1c-Screening wird von ÖGK bezahlt

Für alle Menschen mit einem Diabetes-Risiko und für uns Diabetologen ist die Erstattung der Blutuntersuchung eine äußerst erfreuliche Nachricht“, betont Univ.-Prof.in Dr.in Susanne Kaser, Stv. Direktorin der Universitätsklinik für Innere Medizin I der Medizinischen Universität Innsbruck und Präsidentin der ÖDG, und führt aus: „Durch die Kostenübernahme der HbA1c-Testung ist es nun möglich, bei allen Menschen mit erhöhtem Diabetesrisiko ein effizientes Screening durchzuführen. Eine frühe Diagnose ist deswegen so wichtig, weil Typ-2-Diabetes über lange Zeit keine Symptome macht, dennoch aber zu schwerwiegenden Erkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall, Nierenversagen, Erblindung oder Nervenschädigungen führen kann.“
„Die Behandlung der Volkskrankheit Diabetes ist ein wesentliches Thema, und es ist für die Österreichische Gesundheitskasse ein großes Anliegen, das Bewusstsein für Diabetes in der Bevölkerung zu stärken. Durch eine kontinuierliche Umsetzung der 2018 begonnen Leistungsharmonisierung ist es gelungen, flächendeckend in allen neun Bundesländern eine gleichwertige Versorgung von Diabetes voranzutreiben“, so Mag. Martin Schaffenrath, Verwaltungsrat der ÖGK.
Dr. Andreas Krauter, Chefarzt der ÖGK, ergänzt, dass es gerade in der Zeit der Covid-Pandemie wichtig ist, auf einen gesunden Stoffwechsel zu achten. Wenn Diabetes mellitus oder Prädiabetes nicht erkannt wird oder schlecht eingestellt ist, besteht ein hohes Risiko für die Betroffenen, im Fall einer COVID-Infektion, einen schweren Krankheitsverlauf zu erleiden. Daher ist ein rechtzeitiges Erkennen von Diabetes entscheidend.
„Der HbA1c-Wert gibt Auskunft über den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der davorliegenden 6–8 Wochen und ist entscheidend für die Früherkennung des Diabetes, aber auch des Prädiabetes. Jetzt ist es wichtig, dass alle niedergelassenen Ärzte dieses Screeningtool nützen. Wir rechnen damit, dass wir so die Diabetes-Dunkelziffer deutlich reduzieren können, derzeit gehen wir davon aus, dass jeder oder jede 4. Betroffene nichts von der Diabeteserkrankung weiß“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Harald Sourij, Stv. Abteilungsleiter der Klinischen Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie an der Medizinischen Universität Graz und Erster Sekretär der ÖDG.

Wann sollte der HbA1c-Wert bestimmt werden? Ab dem 45. Lebensjahr empfiehlt die ÖDG bei allen Menschen ein Diabetesscreening, insbesondere bei Übergewichtigen und Adipösen.

Bereits vor dem 45. Lebensjahr sollte bei Vorliegen einer Risikokonstellation eine Screeninguntersuchung erfolgen:

  • positive Familienanamnese (erstgradig Verwandte)
  • Übergewicht
  • metabolisches Syndrom
  • Bluthochdruck
  • Fettstoffwechselstörungen (v. a. niedriger HDL-Wert)
  • Fettlebererkrankung
  • Schwangerschaftsdiabetes
  • polyzystisches Ovarialsyndroms

Warum ist Prädiabetes gefährlich? Prädiabetes ist die Vorstufe des Typ-2-Diabetes und betrifft rund 350.000 Menschen in Österreich. Prädiabetes macht keine Beschwerden, kann aber schon bleibende Schäden anrichten. Eine frühe Diagnose ist wichtig, um die Entstehung eines Typ-2-Diabetes zu verhindern oder hinauszuzögern. Das Risiko, innerhalb der nächsten Jahre an einem Typ-2-Diabetes zu erkranken ist sehr hoch (bis zu 10 Prozent der Personen mit Prä­diabetes entwickeln einen Diabetes mellitus Typ 2 pro Jahr). Außerdem liegen häufig auch noch andere Erkrankungen (z. B. erhöhter Blutdruck, Übergewicht, Fettstoffwechselstörungen) vor, die das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen. Insgesamt ist das Risiko für Gefäß-, Nerven- und Augenerkrankungen bereits bei Prädiabetes erhöht.

Was kann man gegen Prädiabetes tun? Mit einigen klaren Lebensstilmaßnahmen (regelmäßige Bewegung, gesunde Ernährung, Gewichtsreduktion, Rauchstopp) kann das Risiko eines manifesten Diabetes bei Prädiabetes gesenkt werden. Eine anschauliche Erklärung der notwendigen Lebensstilmaßnahmen bietet der neue Informationsbogen Prädiabetes der ÖDG, der online zum Download zur Verfügung steht.