Preise der Österreichischen Diabetes Gesellschaft 2011

Priv.-Doz. Dr. Marietta Stadler fuhrte am Karl Landsteiner Institut der 3. Med. Abteilung, Krankenhaus Hietzing, klinische Studien mit den Schwerpunkten Komplikationen von Typ-1-Diabetes mellitus, Insulinresistenz und Betazellfunktion durch und kooperierte dabei mit Wissenschaftlern der Universitatskliniken fur Innere Medizin III, fur Klinische Pharmakologie und fur Labormedizin der Medizinischen Universitat Wien und der Metabolic Unit am Institute of Biomedical Engineering/National Research Council in Padua (Italien): In einer Langzeitstudie konnte sie den wesentlichen Zusammenhang zwischen schlechter Stoffwechselkontrolle und Mortalitat und Auftreten von Niereninsuffizienz belegen. Anhand von Typ-1-Diabetikern nach erfolgreicher Nieren- Bauchspeicheldrusen-Transplantation untersuchte Dr. Stadler, welche mit Typ-1-Diabetes assoziierten Pathologien durch Normalisierung des Zuckerstoffwechsels reversibel sind. In einer Arbeit im Rahmen des EGIR/RISC-Projektes konnte sie zeigen, dass Verwandte ersten Grades von Typ-2-Diabetikern bei einem klinisch noch vollig unauffalligen Zuckerstoffwechsel bereits eine verminderte Insulinempfindlichkeit und Betazellfunktion aufweisen. Auserdem war sie in Kooperation mit der Arbeitsgruppe Substratstoffwechsel der Universitatsklinik fur Innere Medizin III an der Entwicklung eines neuen Insulinresistenz- Index (CLIX) beteiligt.

ÖDG-Forschungspreis

Der mit 35.000 Euro dotierte Forschungspreis der Österreichischen Diabetes Gesellschaft für das Jahr 2011 wurde an Herrn Ass.-Prof. Univ.-Doz. DDr. Harald Esterbauer (Wien) für ein Projekt aus dem Bereich der Grundlagenforschung vergeben: „Hämoxygenase-1 – Freund oder Feind? Untersuchungen zur metabolischen Rolle der Hämoxygenase-1 in einem leberzellspezifischen Knock-out-Mausmodell“

Dem Enzym Hamoxygenase-1 (HO-1) wird eine grose Bedeutung als Schutzfaktor mit zahl – reichen antientzundlichen Eigenschaften zugeschrieben. Studien konnten zeigen, dass eine chemikalieninduzierte HO-1-Aktivierung Adipositas und Diabetes im Tiermodell bessern kann. Andererseits zeigen rezente Daten, dass erhohte HO-1-Spiegel sich im Irs1/Irs2-Doppel-knock-out-Mausmodell nachteilig auf die metabolische Funktion der Leberzellen auswirken. Insgesamt gesehen sind die gegenwartig verfugbaren Daten also widerspruchlich. Alle Studien haben jedoch wichtigen Limitationen: (i) die systemische (d. h. nicht organspezifische) sowie (ii) die nicht HO-1-spezifische Wirkung der verwendeten Chemikalien; und (iii) die Wahrscheinlichkeit der Aktivierung oder Inhibierung zusatzlicher Gene und Signalwege im Irs1/Irs2-Mausmodell. Die Funktion der HO-1 kann also nur durch gewebsspezifische HO-1-Modelle studiert werden. Daher haben wir den ersten konditionalen HO-1- knock-out-Mausstamm generiert.

Da Leberzellen eine zentrale Rolle in der Entstehung der Insulinresistenz spielen, planen wir im vorgelegten Projekt die Rolle der HO-1 in leberzellspezifischen Knock-out-Mausen zu studieren. Die an diesem Model gewonnenen Erkenntnisse sollen helfen, die Bedeutung dieses Ham-abbauenden Enzyms fur den Zellstoffwechsel endgultig zu klaren.

Abstract-Preise

„Vildagliptin und Pioglitazon bei gestörter Glukosetoleranz nach Nierentransplantation: Ergebnisse der Glucose Control in Pre-Diabetic Renal Transplant Patients (GCPD) Studie“

Johannes Werzowa, Manfred Hecking, Felix Lechner, Michael Haidinger, Giovanni Pacini, Johannes Pleiner, Marcus D. Säemann

Post Transplant Diabetes oder auch New-Onset Diabetes after Transplantation (kurz: NODAT) stellt eine schwerwiegende Komplikation nach Nierentransplantation dar, die mit einer erhohten Sterblichkeit sowie einer erhohten Rate an Transplantatverlusten einhergeht. Seit kurzem ist bekannt, dass auch schon eine gestorte Glukosetoleranz (IGT) nach Transplantation ein erhohtes Mortalitatsrisiko mit sich bringt. Fur das Kollektiv der Transplantierten sind kaum Studiendaten verfugbar, welche pharmakologischen Interventionen bei NODAT bzw. IGT sinnvoll sind.
In der pramierten Studie wurden 3 x 16 Patienten mit IGT nach Nierentransplantation randomisiert und erhielten jeweils Vildagliptin, Pioglitazon oder Placebo fur die Dauer von 3 Monaten. Es kam in den beiden Behandlungsgruppen zu einer signifikanten Verbesserung der Nuchternblutzuckerwerte und der Zweistundenblutzuckerwerte. Weiters kam es in beiden Gruppen zu einer signifikanten HbA1c- Reduktion verglichen mit Placebo. Insgesamt fuhrte Pioglitazon zu einer noch deutlicheren Verbesserung der metabolischen Parameter als Vildagliptin. Uber den Beobachtungszeitraum von 3 Monaten waren die Nebenwirkungsraten in den drei Gruppen ident. Pioglitazon durfte uber eine Verbesserung der Insulinsensitivitat und Vildagliptin uber eine Verbesserung der Betazellfunktion zur Normalisierung des Glukosestoffwechsels beitragen.
Diese Ergebnisse unterstreichen, dass eine fruhe pharmakologische Intervention bei IGT nach Nierentransplantation sinnvoll zu sein scheint. Grosere Studien mit langeren Beobachtungszeitraumen waren nun wunschenswert, um die Langzeit – effekte dieser beiden Therapeutika untersuchen zu können.

Johanna Brix, Hans-Peter Kopp, Gerit-Holger Schernthaner, Martin Schermann, Stefan Kriwanek, Rudolf Roka, Guntram Schernthaner

„Hypoglykämie bei Patienten nach bariatrischer Chirurgie“

Bei dem pramierten Abstract wurde die Haufigkeit der Hypoglykamie nach bariatrischer Operation untersucht. In einer grosen Kohorte (n = 219) konnten wir zeigen, dass die Haufigkeit einer Hypoglykamie (definiert als Blutzucker < 50 mg/dl) 2 Jahre nach bariatrischer Chirurgie im Zweistundenwert des oralen Glukosetoleranztests (OGTT) in der Gesamtgruppe bei 18,7 % liegt. Dieses Ergebnis ist deutlich hoher als bisher in der Literatur vermutet wurde.
Nach Operationstechnik aufgesplittet, zeigt sich, dass 34 % der Patienten nach einer Magenbypass-Operation eine Hypoglykamie erleiden, 18 % der Patienten nach Sleeve Gastrectomy, aber nur 2 % der Patienten nach Magenband-Operation. Patienten mit Unterzuckerung hatten verglichen mit Patienten ohne Hypoglykamie eine grosere Veranderung im Body Mass Index, tiefere Nuchternblutzuckerspiegel sowie Insulinspiegel und einen niedrigeren HOMA-IR-Index, aber hohere Insulinspiegel im OGTT nach 1 Stunde. Da vor allem die asymptomatische Hypoglykamie gefahrlich sein kann, konnen unsere Daten helfen, Patienten mit einem Risiko fur Hypoglykamie zu identifi – zieren.