Hilfe für Beschäftigte im Gesundheitswesen tut not

Der Bedarf an Gesundheitsleistungen wächst, Fachkräfte sind knapp. Gleichzeitig steigt mit dem Kostendruck die Belastung für die Beschäftigten. Ein Dilemma für dessen Lösung es neue Antworten braucht.

Digitalisierung, Telemedizin, Robotik: geht es nach machen Gesundheitsexpert:innen sind das die Lösungen für die zunehmenden Probleme im System. Der Bedarf an Gesundheitsleistungen und Fachkräften steigt. Allerdings stehen laut einer Analyse von Foresight Research im Gesundheitswesen rund 98.000 Beschäftigten über 50 Jahre nur knapp 62.500 Beschäftigte unter 30 Jahre gegenüber. Um die aktuelle gesundheitliche Versorgung aufrecht zu halten, müssen nicht nur junge Menschen für Gesundheitsberufe gewonnen werden, sondern es gilt auch die bestehenden älteren Beschäftigten so lange als möglich gesund im Beruf zu halten. Tatsächlich verlassen allerdings immer mehr das System, weil der Druck steigt.

„Der medizinische Bereich ist in einem Dilemma. Reformen müssen her – und zwar schnell“, forderte dieser Tage der Chef der deutschen Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt. „Unser Gesundheitswesen steuert ungebremst auf einen Versorgungsnotstand zu, wenn wir nicht entschlossen gegensteuern.“ Die Frage ist nur in welche Richtung. Michael Zettel, Österreich-Chef des internationalen Beratungsriesen Accenture erklärte beim Austrian Health Forum: „Technologie und Robotik können unser Produktivitätsproblem im Gesundheitssektor bereits lösen.“ Herwig Ostermann, Geschäftsführer der Gesundheit Österreich GmbH, schlug in dieselbe Kerbe: „Ich halte es für klug und dringend erforderlich, die menschliche Arbeit mit Technologieeinsatz zu unterstützen und damit produktiver zu machen. Darüber hinaus kann dieser Technologieeinsatz auch dazu beitragen, dass sich Tätigkeiten in den Gesundheitsberufen neu – und integrativer – organisieren lassen.“

Fragt man Gesundheitsbeschäftigte, dann wünschen sie sich vor allem mehr Zeit, um sich ihren Patient:innen widmen zu können. Das inkludiert zwei Dinge: schafft Technologie Freiräume, ist es gut. Ersetzt sie Menschen, nur um Kosten zu senken, wird es die bestehenden Probleme vergrößern. An dieser Weggabelung steht das System jetzt. Kranke Menschen sind keine Objekte und keine defekten Maschinen. Sie haben Bedürfnisse. Es gibt allerdings noch immer viele Expert:innen, die glauben die Zukunft des Gesundheitswesens bestehe darin, es durchzuorganisieren wie einen industriellen Betrieb und so Kosten zu senken. Doch Menschen lassen sich nicht einfach reparieren, wie eine defekte Maschine.

Genau dieses Denken belastet zunehmend Gesundheitsberufe. „Trotz der oft schwierigen Rahmenbedingungen sind Menschen in Gesundheitsberufen stark intrinsisch motiviert. Diese Motivation muss durch bessere Arbeitsbedingungen und Wertschätzung auf Augenhöhe gezielt gefördert werden, insbesondere in der Pflege“, erklärte der Sozialforscher Christoph Hofinger, in Schladming. Katharina Reich, Generaldirektorin für die öffentliche Gesundheit und Sektionschefin im Gesundheitsministerium, schlug in dieselbe Kerbe: „Wir müssen die Jobs so gestalten, dass sie nicht nur erträglich sind, sondern dass Beruf und Berufung wieder zusammenkommen.“ Es wird sich weisen, ob das gelingt. (rüm)