Erneute Warnungen vor Corona-Sommerwelle

Die aktuellen Infektionszahlen liegen etwa auf dem gleichen Niveau wie vor drei Wochen. Fachleute warnen nun davor, dass schon im Sommer eine neue Welle kommen könnte.

Freitag ist der fünfte Tag in Oberösterreich gewesen, an dem sich die Sieben-Tage-Inzidenz mit gut 130 nicht verändert hat. Für den Corona-Spezialisten des Linzer Kepler Uniklinikums, Bernd Lamprecht, ein mögliches Indiz, dass für diesen Sommer „vielleicht die Talsohle schon erreicht ist“ und die Infektionszahlen wieder nach oben gehen. Zudem nehme die Immunität in der Bevölkerung „kontinuierlich ab“. Österreichweit verzeichnete die AGES 3200 Neuinfektionen – zum Vergleich: am 7. Mai waren es 3400. Dana sind die Fallzahlen zwar gesunken, in der vergangenen Woche aber wieder angestiegen und haben sich sogar fast verdoppelt.

Dass eine neue Welle oder gar „Wellen“ kommt bzw. kommen, ist für Lamprecht keine Frage. Die Mutationen würden immer leichter übertragbar, die große Unbekannte sei, ob diese schwerwiegende klinische Verläufe mit sich bringen werden. Der Lungenfacharzt rechnet damit, dass die Fälle von Infektionen mit der Omikron-Subvariante BA.5 deutlich zunehmen werde. Aufgrund des zurückgefahrenen Testangebots sei es jedoch schwierig, genauere Angaben zu machen, das gelte auch für die Immunitätsrate. Um die epidemiologische Lage besser einschätzen zu können, verstärkt das Land ab 1. Juli auch das Abwasserscreening.

Der Gesundheitsexperte und Covid-19-Berater der Vorarlberger Landesregierung, Armin Fidler, hält einen Lockdown im Herbst zwar für unwahrscheinlich, will ihn aber auch nicht ausschließen und erwartet ebenfalls eine weitere Welle, sagt Fidler im ORF-Interview. Inzwischen stünden Impfungen und Medikamente zur Verfügung, die vor schweren Verläufen bei einer Erkrankung schützen sollen, erinnerte Fidler. Sollte aber eine Variante kommen, die zu schweren Verläufen führt und gegen die Impfung und Medikamente nicht ausreichend helfen, könnte es einen Lockdown kommen, damit das Gesundheitssystem nicht zusammenbricht. Die neuen Covid-19-Untervarianten BA.4 und BA.5 seien noch ansteckender als die bisherigen Varianten, betont Fidler. Allerdings sei bisher der klinische Verlauf aufgrund der Impfungen und der Immunität nicht mehr so gravierend.

Oberösterreichs Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) nannte am Wochenende zwei „gravierende Messlatten“, die für die Vorbereitungen gelten: Die Spitalauslastung sowie die kritische Infrastruktur, die sicher gestellt werden müsse. In Oberösterreich gibt es 18 Impfzentren vom Land, zudem soll das Angebot bei den niedergelassenen Ärzt:innen ausgebaut werden. Somit seien 70.000 bis 75.000 Stiche pro Woche möglich, erklärte LH-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP), die für Gesundheit zuständig ist. Die 469 neuen Mitarbeiter, die zur Unterstützung im Landeskrisenstab und für das Contact-Tracing eingestellt wurden, bleiben in Vorhaltung, damit bei einer neuen Welle im Herbst schnell regiert werden könne. (red)