Männliche Infertilität / Erektile Dysfunktion

Autor: Dr. Julian Veser

Männliche Infertilität

Zou X et al., Comparison of subinguinal microscopic and laparoscopic varicocelectomy – Abstract #145

Eine für die Andrologie große Studie verglich die subinguinal mikroskopische (n=155) im Vergleich zur laparoskopischen Varikozelektomie (n=123) bei Patienten mit Varikozele.

Das Ergebnis: Die Verbesserungsraten des Spermiendichte war in der mikroskopischen Varikozelektomie-Gruppe signifikant höher als in der Laparoskopie-Gruppe (Verbesserungsrate Spermiendichte 84,7% vs. 71,5%; p=0,03). Ebenso waren die Verbesserungsraten des Spermien%-Anteils Grad A im mikroskopischen Varikozelektomie-Arm verglichen mit dem laparoskopischen Varikozelektomie-Arm signifikant höher (Verbesserungsraten des Spermien%-Anteils Grad A mikroskopisch vs. laparoskopisch: 67,9% vs. 51,4%; p=0,01). Die Inzidenzrate von Komplikationen, Rezidivrate, Schwangerschaftsrate der Partnerin mikroskopisch vs. laparoskopisch betrugen 1.29% vs. 5,69% (p=0,01), 1,94% vs. 7,50% (p=0.01), and 56,25% vs. 43,55% (p=0.03).

Fazit: Gemäß Studie schneidet die subinguinal mikroskopische im Vergleich zur laparoskopischen Varikozelektomie besser ab.

Limitationen: Single-Center-Studie.

 


 

Vaidya A et al., Nutritional supplements in idiopathic male infertility: A systematic review – Abstract #149

Die Wirkung von Nahrungsergänzungsmittel bei idiopathischer männlicher Infertilität – ein spannendes Thema. In einem systematischen Review mit 17 randomisierten, Placebo-kontrollierten Studien wurde der Frage nachgegangen: Wirkung ja oder nein?

Die Ergebnisse: Nur in 9 der 17 Studien wurden die Schwangerschaftsraten und nur in einem Paper die Lebendgeburtenraten untersucht.

Zum Teil konnten mit Nahrungsergänzungsmitteln (Co-Enzym Q10, L-Carnithin, Vitamin E, Zink-Sulfat, Omega 3, Selenium, N-Acetylcystein) signifikante Verbesserungen bei Spermienparametern festgestellt werden.

Mit Co-Enzym Q10, L-Carnithin und Vitamin E konnten signifikante Verbesserungen der Schwangerschaftsraten erzielt werden. Mit Vitamin E kam es zu einer über 17%igen Verbesserung der Lebendgeburtenrate.

Limitationen: Keine Angabe über weitere Therapien.

Anmerkung Univ.-Prof. Dr. S. F. Shariat: Es handelt sich bei den ausgewerteten Parametern nur um Surrogatparameter. Nahrungsergänzungsmittel sind ein Riesenmarkt, wenn man an den etwa 20%igen männlichen Bevölkerungsanteil mit abnormaler Spermienqualität denkt. 

Anmerkung Univ.-Prof. Dr. G. Schatzl: Problematisch in diesen Studien ist die oftmals schlechte Resorption der Substanzen und die häufig fehlende Ejakulatkultur.

 


 

Novelmeasures of sperm DNA damage increase its usefulness to diagnose male infertility and predict live births following both IVF and ICSI – Abstract #761

Spermien-DNA-Fragmentation gilt als Biomarker für männliche Infertilität und schlechtere In-vitro-Fertilisations(IVF)-Ergebnisse. Mittels Einzelzellgelelektrophorese (Comet Assay) kann der DNA-Schaden in einzelnen Spermienzellen gemessen und so der Grad der Heterogenität der gesamten Spermienpopulation erhoben werden.

Zu diesem Schluss kam eine prospektive Studie aus London mit 381 Männern von Paaren, die für eine intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) oder In-vitro-Fertilisation (IVF) vorstellig wurden. Der Grad der Heterogenität wurde mittels Mittels Comet Assay erhoben, welcher die unterschiedlichen Schädigungsstufen in der Spermienprobe quantifiziert (low und high Comet-Score). Ebenso sollte untersucht werden, ob eine Quantifizierung des Spermienanteils mit niedriger oder hoher DNA-Schädigung den prädiktiven Wert des Comet-Assays für die Diagnose der männlichen Infertilität und Vorhersage der ART (assistierte reproduktive Technologie)-Lebendgeburten-Raten erhöht.

Das Ergebnis: 80% der Spermien fertiler Männer hatten eine weniger als 33%ige DNA-Schädigung. Ab einer 33%igen DNA-Heterogenität wurde diese in eine high-grade-Schädigung eingeteilt. Es konnte ein Zusammenhang zwischen DNA-Fragmentation des untersuchten Spermas und dem IVF-Outcome sowie der Diagnose der Infertilität festgestellt werden.

FAZIT: Der Spermieanteil mit niedrigen oder hohen Werten einer DNA-Schädigung bietet eine diskriminierende Information über Diagnose- und Therapie-Outcomes männlicher Infertilität.

 


 

Erektile Dysfunktion

Cilesiz N.C. et al., Endocan: A novel potential indicator for severity of erectile dysfunction? – Abstract #1122

Ein bekannter Marker neu entdeckt: In dieser prospektiven Studie mit 78 Patienten mit erektiler Dysfunktion(ED) konnte gezeigt werden, dass Endocan (Endothelial specific molecule-1), ein Marker für Endotheldysfunktion und Multiorganversagen bei Sepsis, Übergewicht und Entzündungsreaktionen, auch bei ED eine Rolle spielt.

Das Ergebnis: In der Studie war der ED-Schweregrad mit Endocan-Werten assoziiert. Patienten mit schwerer ED (SHIMScore<9) hatten signifikant höhere Serum-Endocan-Werte (p<0,05) als Patienten mit moderater (SHIM 10–13) oder leichter ED (SHIM 14–17) bzw. die Kontrollgruppe (Männer mit normaler erektiler Funktion).

FAZIT: Der Marker könnte z. B. einen Vorteil bezogen auf die Beurteilung eines Therapieansprechens, potentieller Heilung oder für das ED-Monitoring haben.

 


 

Weyne E et al., Galanin administration partially restores erectile function after cavernous nerve injury and mediates endogenous nitrinergic nerve outgrowth in vitro – Abstract #983

Es besteht ein Bedarf in der Behandlung der ED bei kavernöser Nervenschädigung, beispielsweise infolge einer radikalen Prostatektomie. Bei Galanin handelt es sich um ein körpereigenes Neurotrophin.

Das Ergebnis: Galanin bedingte im in-vitro-Modell ein Neurit-Wachstum. Eine in-vivo-Therapie nach kavernöser Nervenschädigung mit einem Galanin-Agonisten (s.c.) für 4 Wochen bewirkte eine Verbesserung der erektilen Funktion in Ratten, verglichen zu den Kontrollgruppen.

FAZIT: Galanin ist ein wichtiger Mediator für endogene Nervenregeneration nach kavernösem Nervenschaden und damit ein potenzieller Therapieansatz.

Anmerkung Univ.-Prof. Dr. S. F. Shariat: Galanin zeichnet sich dadurch aus, dass es anscheinend nur in der Nervenscheide eine Funktion hat.

 


 

Russo G.I. et al., Clinical efficacy of intralesional therapy for Peyronie’s disease in randomized clinical trials: A systematic review and network meta-analysis – Abstract #1210

Die Behandlung der Induratio penis plastica (IPP) oder Peyronie-Krankheit im Sinn einer intraläsionellen Therapie wird nach wie vor diskutiert. In einer Metaanalyse mit 8 randomisiert-kontrollierten Studien (n=1.050) wurde nun der Versuch unternommen, die Wirksamkeit verschiedener intraläsioneller Therapien der IPP zu vergleichen. Als Outcome wurde die durchschnittliche Veränderung der Peniskurvatur (PC) und erektilen Funktion (EF) – gemessen mit der International Index of Erectile Function (IIEF) – festgelegt. Verglichen wurden: Collagenase clostridium histolyticum (Xiapex®), Hyaluronsäure, Verapamil und Interferon alpha-2)

Das Ergebnis: In dieser ersten Metaanalyse zum Vergleich intraläsioneller IPP-Therapien führte Collagenase (Xiapex®) zu einem besseren Outcome hinsichtlich PC und Hyaluronsäure zu einem besseren Outcome in puncto EF.

FAZIT: Neben Xiapex®, der aktuell am präsentesten IPP-Therapie, zeigen bekannte Therapien wie Hyaluronsäure weiterhin gute Ergebnisse und sollten in zukünftigen Studien als Vergleichsgruppe herangezogen werden.