Brauchen wir neue Primärversorgungsstrukturen oder ist eh wieder alles gut, so wie es ist?

Das erste österreichische Pilotprojekt eines Primary Health Care Zentrums ist in Wien-Mariahilf gerade einmal knapp 5 Monate in Betrieb, ein zweites soll 2016 in Enns eröffnet werden. Und schon regt sich – noch lange bevor die Pilotprojekte überhaupt evaluiert sind (!) – Widerstand, der das Kind mit dem Bade ausgießt und droht, das ganze Konzept der Primärversorgungszentren (2014 immerhin im Konsens beschlossen) als solches wieder ins Wanken zu bringen …
Zwar steht die Evaluierung (bzw. sogar die Implementierung) der Pilotprojekte noch aus und liegt bis auf Weiteres auch noch kein Gesetzesentwurf vor, der konkret diskutiert werden könnte – derzeit ist ja nur die „Punktation“ für ein solches Gesetzesvorhaben durchgesickert. Die darin in Aussicht gestellten rechtlichen Rahmenbedingungen, die vom ursprünglichen Konsens abweichen, haben die Standespolitiker aber schon jetzt auf die Barrikaden getrieben. Die Ärztekammer droht gleich mit einer Kündigung des Gesamtvertrages mit den Gebietskrankenkassen und damit einem vertragslosen Zustand für Österreichs Patienten und hat mit Riesen-Kampagnen gestartet, die die Bevölkerung jetzt gleich vor dem Niedergang des Hausarztes warnen sollen.
In mehreren Aussendungen wird darüber hinaus auf die eh schon so gut funktionierenden Projekte, von Gruppenpraxen bis zu einzelnen Vernetzungsprojekten verwiesen … Alles gut, so wie es ist?!
Lesen Sie in diesem Heft einen Bericht über die Kritikpunkte an einem möglichen Gesetzesentwurf ebenso wie ein Interview mit dem akademischen Vertreter der Allgemeinmedizin, Prof. Dr. Manfred Maier, der mahnt, zwischen schlecht formulierten Rahmenbedingungen und dem international bewährten und evidenzbasierten Modell von PHC-Zentren zu differenzieren.

Susanne Hinger

 

AutorIn: Susanne Hinger

Chefredakteurin klinik


Klinik 04|2015

Herausgeber: MedMedia Verlag und Mediaservice GmbH
Publikationsdatum: 2015-10-06