Sehr geehrte Kollegin! Sehr geehrter Kollege!

Immer wieder setzen neue Erkenntnisse aus medizinischen Studien etablierten Annahmen ein Ende oder bringen sie zumindest etwas ins Wanken. So auch die in dieser Ausgabe von NEPHRO Script von Dr. Marlies Antlanger und Univ.- Doz. Dr. Marcus Säemann diskutierte Analyse von Perl et al., die Zweifel daran aufkommen lässt, ob die Peritonealdialyse im Vergleich zur Hämodialyse tatsächlich einen initialen Mortalitätsbenefit bringt. Möglicherweise ist sogar das Gegenteil der Fall, und wir müssen umdenken. Fest steht, dass die Frage nach einem zentralvenösen Zugang oder einem Shunt bei Hämodialysebeginn einen entscheidenden Stellenwert für die Prognose hat. Die entsprechenden Möglichkeiten können wir mit unseren Patienten nicht früh genug diskutieren.

Die übrigen Beiträge dieses Heftes sind einem anderen Thema gewidmet. Sie beleuchten das diagnostische und therapeutische Problem der Nephrolithiasis aus den unterschiedlichsten Blick- winkeln. Priv.-Doz. Dr. Christoph Schwarz widmet sich der Pathogenese und der metabolischen Abklärung dieser häufigen Erkrankung und geht auf die Risikobeurteilung für eine Steinrekurrenz ein. Bei vielen Steinpatienten kann zwar keine isolierte Ursache für die Steinentwicklung gefunden werden; die Erstellung eines Risikoprofils auf Basis von Risiko-Indizes ermöglicht aber zumindest die Abschätzung der Wahrscheinlichkeit für eine Steinrekurrenz.

 

Eine wichtige primäre Metaphylaxemaßnahme bei Nephrolithiasis ist eine spezifische Diät. Ass. Dr. Hildegard Hafner-Gießauf und Diätologin Maria Leopold zeigen auf, mit welchen spezifischen Diätempfehlungen das Risiko für eine neuerliche Nierensteinbildung gesenkt werden kann. Bei idiopathischen Steinträgern sollte die medikamentöse Therapie generell erst nach Versagen der diätetischen Maßnahmen erwogen werden.

Priv.-Doz. Dr. Peter Krisper geht in seinem Beitrag auf die Möglichkeiten der medikamentösen Therapie und der Metaphylaxe von Nierensteinen ein. Diese sind durchaus beachtlich, können doch durch konsequentes Management auf Basis einer gründlichen Anamnese bis zu 90% der Steinrezidive verhindert werden.

 

Versagen konservative Methoden, dann stehen mittlerweile interventionelle Strategien zur Verfügung, die ein schnittoperatives Vorgehen oder die Schlingenextraktion bei der Steinentfernung abgelöst haben. OA Dr. Christian Türk setzt sich in seinem Beitrag mit der extrakorporalen Stoßwellentherapie und endourologischen Therapieverfahren auseinander. Die Wahl des Therapieverfahrens wird von verschiedenen Variablen bestimmt, so von der Steingröße, der Lage der Steine und der Anatomie des Hohlorgans. Auch hier schreitet die medizinische Entwicklung weiter, und technische Verbesserungen ermöglichen eine fortschreitende Verfeinerung der Therapiemodalitäten. Der Überblick über die heutigen Möglichkeiten rundet das Thema Nephrolithiasis ab.

 

Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre und einen schönen verbleibenden Sommer!

 

Ihre Sabine Horn