Editorial 1/2012

Sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen!

Im ersten Quartal 2010 wurde das Forschungsprojekt „SysKid“, ein Akronym für „Systems Biology towards Novel Chronic Kidney Disease Diagnosis and Treatment“, mit einem Kick-off-Meeting in Österreich gestartet. Bei dieser Initiative handelt es sich um ein multinationales, „Largescale-integrating“-Forschungsprojekt des 7. Rahmenprogramms der Europäischen Union mit einem Projektvolumen von 15,9 Millionen Euro. Das SysKid-Konsortium umfasst 26 Forschergruppen aus 15 Ländern und wurde von österreichischen Wissenschaftern aus akademischen Forschungseinrichtungen und der Industrie initiiert (MedUni Wien, MedUni Innsbruck, emergentec biodevelopment GmbH). Weitere Partner aus Österreich sind Biomedica Design Forschung GmbH und Biocrates Life Sciences AG. SysKid setzt auf das Konzept der Systembiologie, einer auf der „Omics Revolution“ aufbauenden Forschungsrichtung zur integrativen Analyse des molekularbiologischen Hintergrundes komplexer Erkrankungen wie zum Beispiel der chronischen Niereninsuffizienz. Seit der umfassenden Einführung von Hochdurchsatzverfahren (Omics-Methoden) kann das Muster von Erkrankungen auf Genom-, Transkript-, Protein- und Metabolitenebene erfasst werden. Die Verschneidung dieser Ansätze unter gleichzeitiger Integration klinischer und epidemiologischer Daten erlaubt in weiterer Folge die präzise Charakterisierung der Pathophysiologie eines klinischen Phänotyps – wie im Falle von SysKid der chronischen Nierenerkrankung (Stichwort „Personalized Medicine“).
Ausgehend von einem klinischen Phänotyp (Frühstadium der chronischen Nierenerkrankung) wird aus Gewebe, Blut und Harn ein umfassendes Omics repository aufgebaut. Die Integration dieser Daten im Kontext klinischer Daten (Computational Systems Biology) soll Hypothesen zur Beschreibung der Pathophysiologie der Erkrankung liefern, um diese in Modellsystemen (in vitro und in vivo) und in weiterer Folge im Humansystem zu validieren. Die zentralen Zielsetzungen in SysKid sind:

  • 1. Identifikation von Personen „at risk“ für die Entwicklung von chronischer Nierenerkrankung unter Verwendung von epidemiologischen und molekularbiologischen Werkzeugen.
  • 2. Ein verbessertes Verständnis der molekularen Grundlage der Frühstadien der Erkrankung, um daraus verbesserte Biomarker abzuleiten.
  • 3. Entwicklung von neuen diagnostischen und therapeutischen Werkzeugen, um das Fortschreiten der Erkrankung zu erkennen und entsprechend gegenzusteuern.
  • 4. Präklinische Verifikation von neuen Therapieansätzen und klinische Validierung von neuen diagnostischen und prognostischen Biomarkern.

 

Viel Vergnügen beim Lesen!

Ihr Rainer Oberbauer