How to survive: mein erster Dienst auf der Unfallambulanz

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Ein Nachtdienst in der Unfallambulanz bedeutet schon mal eine turbulente und schlaflose Nacht!

Schwere Unfälle, banale Verletzungen aber auch viele Patienten, die nachts oder am Wochenende kommen und erzählen, dass sie schon seit zwei Wochen unter den Schmerzen leiden und sich heute Nacht dazu entschlossen haben, doch ins Krankenhaus zu gehen. So kann es im 10 Minuten Intervall auf einer Unfallambulanz dahingehen. Routine- und Notfälle dicht aneinander gereiht, die jedoch jederzeit volle Konzentration erfordern.

Ein Nachtdienst ist immer ein Wettlauf mit der Zeit.
Unsere Tipps nehmen euch die Arbeit zwar nicht ab, sollen aber etwas dabei helfen im richtigen Moment die wichtigsten Standards in Erinnerung zu rufen!

Teil 1: Die häufigsten und wichtigsten Röntgenaufnahmen

Wirbelsäule
HWS Standardaufnahme ist ap und seitlich

  • Bei Trauma zusätzlich Densaufnahme transoral
  • Bei Verdacht auf Instabilität (auch ohne Fraktur möglich) können Funktionsaufnahmen in Flexion und Extension durchgeführt werden

BWS Standard ist ap und seitlich

LWS Standard ist ap und seitlich

Generell gilt:
Funktionsaufnahmen sind nur bei chronisch degenerativen Aufnahmen wichtig und ggf. bei starken Beschwerden und/oder Neurologie mit CT und NeuroBG abzuklären.

Thorax
Thoraxübersicht ist zur Beurteilung der Lunge, zur Ergussbeurteilung und zur Beurteilung eines Pneumothorax. Die Aufnahme kann im Liegen (ap) sitzend oder stehend (pa) durchgeführt werden. Ein Erguss lässt sich im Stehen viel leichter als Randwinkelerguss abgrenzen.

Die Hemithoraxaufnahme ist die Aufnahme zur Frakturabklärung.

Bei V.a. Sternumfraktur kann man eine seitliche Sternumaufnahme machen.

Cave: Sternumfrakturen kommen oft in Kombination mit BWS Frakturen vor.

Extremitäten

Schulter
Die zwei gebräuchlichsten Aufnahmen sind die ap und die Y-Aufnahme. Als 2. Ebene kann auch eine axiale Aufnahme gemacht werden. Hierfür muss der Patient aber abduzieren können, was beim Traumafall nicht immer möglich ist.

Nachstehend die Empfehlungen zu den häufigsten Fragestellungen:

Basisuntersuchung

  1. Ebene: Schultergelenk transglenoidal (true-ap)
  2. Ebene: Schultergelenk axial

Schulterluxation, Fraktur

  1. Ebene: Schultergelenk transglenoidal (true-ap)
  2. Ebene: Schultergelenk transskapular »Y-View«

Bei (Erst)Luxationen immer ein Arthro MRT im Verlauf machen lassen!

Subkapitale Oberarmfraktur

  1. Ebene: Schultergelenk transglenoidal (true-ap)
  2. Ebene: Schultergelenk transskapular »Y-View«Schlüsselbeinfraktur

Schlüsselbein

  1. Ebene: Klavikula p.a. oder a.p.
    2. Ebene: Klavikula tangential

Knöcherne Verletzung, Lockerung oder Sprengung im Bereich des Schultereckgelenks (AC-Gelenk)

  1. Ebene: Akromioklavikulargelenk a.p.
  2. Ebene: Schulteraufnahme in »Halt-Stopp-Stellung«

Zusatzaufnahme: Stressaufnahme des Schultereck-(AC-)Gelenks (Bei einer Fraktur ist die Stressaufnahme kontraindiziert!)

Rotatorenmanschettenruptur, degenerative Veränderungen der Rotatorenmanschette

Goldstandard ist die Schultersonographie

Ellbogen
Standard ist ap und seitlich. Das Radiusköpfchen sollte in beiden Ebenen auf das Capitulum humeri zentriert sein. Bei Verdacht auf Radiusköpfchenfraktur und unauffälligen Standardröntgen kann man zusätzlich eine Radiusköpfchenaufnahme durchführen, die 45° zur ap oder seitlichen Aufnahme ist.

Handgelenk
Standard ap und seitlich. Zur Abklärung von Radiusfrakturen und Frakturen rund im die Handwurzel

Kahnbeinserie: sollte in Ulnarduktion durchgeführt werden um das Kahnbein aufzurichten und in seiner ganzen Länge gut abzubilden = Stecheraufnahme, Bei V.a. Frakturen wird ein CT zur weiteren Abklärung empfohlen.

Hand
ap und schärg.

Finger
Standardmäßig ap und seitlich.

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Becken
Beckenübersicht wird in der Regel bei Abklärung mit Hüftröntgen kombiniert.
Beckenübersicht mit Raster im Stehen für Abklärung einer Beinlängendifferenz.
Inlet u. Outlet Aufnahmen sind Beckenspezialaufnahmen.
Hüftaufnahmen werden als ap und axial (Schenkelhalsachse) durchgeführt.
Spezielle Fragestellungen gibt es noch Ala – Obturator Aufnahme – Beckenringfrakturen, Frakturen der Beckenschaufel.

Foto:Shutterstock/NaNahara Sung

Knie
Standardröntgen ist ap und seitlich.
Stehend für Arthroseabklärung.
Patella tangential für  Patellalängsfrakturen.
Das Ganzbeinröntgen ist zur Beurteilung der Beinachse für orthopädische Fragestellungen.

Sprunggelenk
Standardaufnahme ist ap und seitlich. Bei Verdacht einer Syndesmosenverletzung hohe Fibula nicht vergessen. Man kann die Abklärung auch unter Bildwandler durchführen. Bei komplexen Frakturen à CT zur weiteren Therapieplanung.

Fuß
Standardmäßig ap und seitlich. Aufgrund der Überlagerung der Fußwurzelknochen oft schwer zu Beurteilen. Indikation für CT großzügig.

Aufnahmen im Stehen sind in der orthopädischen Abklärung (Spreizfuß, Hallux.) wichtig.

Fersenbein
Seitlich und axial bei V.a. Fersenbeinfraktur. Gegebenenfalls mit CT weiterabklären. Beim Fersensporn reicht eine seitliche Aufnahme.

Zehen
ap und schräg.

 

 Redaktion: Dr. Arastoo Nia