Kongressbericht: 12th Annual European Pediatric Colorectal and Pelvic Reconstruction Congress

Foto: Dr. Wilfried Krois

Die erste Dezemberwoche stand in Wien ganz im Zeichen der kindlichen Kolorektal- und Beckenbodenchirurgie – die Tagung des kinderchirurgischen Kolorektalteams gemeinsam mit dem Team der Kinderurologie (Kinderchirurgie an der Medizinischen Universität Wien) war ein voller Erfolg.
Der Bereich der kindlichen Beckenbodenchirurgie betrifft vorwiegend Kinder mit angeborenen Fehlbildungen des Anus und neuromuskulären Fehlbildungen des Dickdarmes, sowie Darmmotitätsstörungen und Stuhlinkontinenz. Diese Kinder leiden häufig auch an weiteren Fehlbildungen und Erkrankungen des Urogenitaltraktes welche die Expertise von spezialisierten Kinderurologen benötigen. Es handelt sich vorwiegend um seltene Erkrankungen, die nur wenige Kinder betreffen – jedoch gerade für diese ist der wissenschaftliche Austausch von großer Notwendigkeit, da Eingriffe und Therapien kontinuierlich verbessert werden und die korrekte Vorgangsweise bei operativen Korrekturen vor allem für die spätere Harn- und Stuhlkontinenz von entscheidender Bedeutung ist.

Vernetzung ist der Schlüssel zur besseren Medizin – dieses Konzept ging auf: der Zustrom und die Rückmeldung der mehr als 300 internationalen Teilnehmer war unbeschreiblich. Wien wurde in dieser Zeit zum Mittelpunkt der Weltspitze – Vorträge und Diskussionsrunden von Experten wie Marc Levitt (USA), Ivo de Blaauw (Niederlande), Jacob Langer (Canada), Richard Wood (USA), Steve Rothenberg (USA) – Namen welche die Kinderchirurgie international prägen, sowie Grzegorz Kudela (Polen), Ibrahim Ulman (Türkei), Raimund Stein (Deutschland) und Antônio Macedo (Brasilien) aus dem Bereich der Kinderurologie boten für die Teilnehmer, moderiert von den Hauptorganisatoren Carlos Reck (Österreich) und Alexander Springer (Österreich), eine einmalige Gelegenheit zu Austausch und Networking. Viele Denkanstöße, Forschungsideen und Kooperationen haben sich daraus entwickelt – die Organisatoren sagen “mission accomplished” und stehen dem Standort Wien als Zentrum für kindliche Kolorektalchirurgie in Kooperation mit der Kinderurologie im Herzen Europas optimistisch gegenüber. Es ist noch viel Aufbauarbeit notwendig, aber ein erster Schritt ist getan um die Versorgung unserer Patienten auch in Österreich noch deutlich zu verbessern.

Das Rahmenprogramm wurde durch einen “hands-on”-Workshop für jüngere Kollegen unter Anleitung von Experten anhand eigens entwickelter Modelle (Modell für Anoplastik aus den Niederlanden, 3D Modell einer Cloake zur Zystoskopie und ein Modell für eine laparoskopische Pyeloplastik aus Wien) organisiert von Wilfried Krois (Österreich) abgerundet. Die Tagung der Selbsthilfegruppe SOMA e.V., welche Familien mit Kindern mit Morbus Hirschsprung und Analatresie auch in Österreich unterstützt, sowie einem fantastischen Vortrag eines Betroffenen und Gründer der Australischen Selbsthilfegruppe “ONE in 5000 Foundation” wurden als wichtige Ergänzung integriert. Eltern betroffener Kinder wurden aktiv eingebunden und hatten die Möglichkeit sich untereinander und mit Kongressteilnehmern auszutauschen und zu vernetzen.

Das nächste europäische Meeting für Pediatric Colorectal Surgery & Pelvic Reconstruction findet 2020 in Zagreb statt.

Redaktion: Dr. Wilfried Krois