Pocketcard: Hormonersatztherapie

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Fachgesellschaften rehabilitieren Hormonersatztherapie

Die Deutschen, Österreichischen und Schweizer Gesellschaften für Gynäkologie und Geburtshilfe haben in ihrer neuen S3-Leitlinie „Peri- und Postmenopause – Diagnostik und Interventionen“ der Hormonersatztherapie in der Behandlung klimakterischer Beschwerden wieder den Status einer First Line Therapie verliehen.

Neue Empfehlungen
In der Leitlinie heißt es: Frauen mit vasomotorischen Beschwerden soll eine HRT angeboten werden, nachdem sie über die kurz- (bis zu 5 Jahren) und langfristigen Nutzen und Risiken informiert wurden. Für nicht-hysterektomierte Frauen kommt eine EGT (Östrogen-Gestagen Therapie) mit adäquatem Gestagenanteil, für hysterektomierte Frauen eine ET (Östrogen Therapie) in Betracht.
Eine „Soll“ Empfehlung bedeutet dabei den stärksten möglichen Empfehlungsgrad, der den „Standard of Care“ definiert. Ebenso Standard sind HRT oder kombinierte Kontrazeptiva für Frauen mit vorzeitiger Ovarialinsuffizienz zumindest bis zum natürlichen Menopausealter1.

Diagnostik und Symptome
Peri- und Postmenopause bei über 45-jährigen Frauen sollen laut Leitlinie aufgrund klinischer Parameter diagnostiziert werden, eine Bestimmung des FSH wird nur bei jüngeren Frauen mit klimakterischen Symptomen empfohlen. Wichtigste klinische Symptome in der Peri- und Postmenopause sind vasomotorische Symptome wie Hitzewallungen und Schweißausbrüche. Im Gegensatz dazu stehen Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Ängste, sexuelle Probleme etc. möglicherweise in Zusammenhang mit der Peri- und Postmenopause, dieser Zusammenhang ist jedoch nicht eindeutig belegt.

Veränderte Evidenzlage
Hintergrund der neuen Empfehlungen sind Studiendaten, die die Ergebnisse der 2002 publizierten Women‘s Health Initiative (WHI) Studie2 relativieren bzw. in ein neues Licht rücken. Die randomisierte, kontrollierte WHI Studie hatte für die HRT, insbesondere im Östrogen-Gestagen-Arm eine Reihe von Risikoerhöhungen gefunden. Langzeitauswertungen zeigen nun jedoch ein anderes Bild.

Kardiovaskuläres Risiko:
In der Präventionsstudie WHI wurde unter HRT vor allem bei älteren Patientinnen ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko gefunden. Langzeitauswertungen des Kombinationsarms zeigen bei 50 bis 59jährigen (bzw. weniger als zehn Jahre postmenopausalen) Frauen und damit jenen Patientinnen, die hauptsächlich für eine HRT in Frage kommen, keine Erhöhung des kardiovaskulären Risikos mehr.3 Bei längerem Follow Up verschwindet auch das in den ersten Auswertungen erhöhte Schlaganfallrisiko.4

Brustkrebs:
WHI zeigte unter Östrogen-Gestagen HRT ein erhöhtes Brustkrebsrisiko. Dieses kann mittlerweile auf das verwendete Gestagen, Medroxyprogesteronacetat (MPA) zurückgeführt werden, da MPA den RANK-Liganden (RANKL) induziert, der nicht nur am Knochen, sondern auch am Epithel der Brustdrüse exprimiert wird5. Im Gegensatz zu MPA erhöht Dydrogesteron das Brustkrebsrisiko auch über zehn Jahre nicht signifikant.6 Im Östrogenarm von WHI war das Brustkrebsrisiko nicht erhöht.

 

Quellen:

  1. www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/015-062l_S3_KF_ Peri-Postmenopause-Diagnostik Intervention_2018-11.pdf
  2. Rossouw JE et al. JAMA. 2002 Jul 17;288(3):321-33
  3. Rossouw JE et al. JAMA. 2007 Apr 4;297(13):1465-77.
  4. Manson JE et al. JAMA 2017; 318(10):927–38
  5. Jones ME et al. Br J Cancer 2016; 115(5): 607–15
  6. Lyytinen H et al. Obst Gyn 2009; 113:65–73

DUP-2020-0064

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