Was taugt das Scrubs-Stethoskop?

Weil der Littmann-Fanboyism in unseren Breiten schon beunruhigt, eventuell günstige Reservestethoskope gefragt sind, ein baugleiches Stethoskop in einem der wenigen annähernd objektiven Vergleichsreviews gut abschneidet, wegen lebenslanger Garantie und außerdem – mutig behauptet für mindestens 90% aller Medizinstudierenden – eventuellem sentimentalen Sammlerwert durch geschicktes Product Placement, hat sich ein MEDIZINSTUDIUM.at-Redakteur für folgendes Experiment bereiterklärt…

Entgegen jeder Empfehlung von Studienkollegen und Kolleginnen wurde ein MDF 767 Sprague Rappaport in der BlackOut Edition erstanden und in der ersten Famulatur auf Herz und Nieren getestet. Bleiben außer dem Kultfaktor und dem günstigen Preis noch Kaufgründe übrig?

Im Lieferumfang enthalten sind: zwei Paar Ersatz-Ohroliven, zusätzlich “ultrasensitive” Membranen, verschiedene Trichter und Namenschild; für Stethoskope bietet MDF lebenslange Garantie an.

Die Qualität

Das MDF 767 Sprague Rappaport ist gut verbaut und fühlt sich – aufgrund der Bauweise – schwerer als das sehr weit verbreitete Littmann Classic II S.E. oder vergleichbare Stethoskope an. Ein Grund dafür könnte die Verwendung eines Doppelschlauches sein, dessen Sinn in Verbindung mit einem nicht auf Stereosound ausgelegten Bruststück anzuzweifeln ist. Allerdings ist auch dieses Bauteil massiver als bei anderen gängigen Stethoskopen. Über die Auskultationsqualität lässt sich – wie auch bei jedem anderen Stethoskop – streiten, jedoch scheint es Hinweise zu geben, dass eher keine objektiv feststellbaren statistisch signifikanten Unterschiede beim Abhören zwischen den meisten Stethoskopen bestehen. Herztöne und -geräusche sind auf jeden Fall einwandfrei feststellbar.

In der Praxis

Ein Doppelschlauchstethoskop lässt sich natürlich schwerer in einer Tasche verstauen als andere Geräte. Dieses Thema ist wohlbekannt und könnte eine entscheidendes Argument gegen den Kauf darstellen. Um den Hals gehängt lässt sich eher kein Unterschied feststellen. Wenn man also das MDF 767 Sprague Rappaport während Nichtgebrauch vor äußeren Einflüssen schützen möchte, sollte man sich eine größere Tasche nähen oder einfach das Einstecken und Auspacken öfter üben. Bei der Auskultation am liegenden Patienten ist ein schwereres Bruststück ein Vorteil, der schwarze Lack scheint auch weniger abzukühlen als bei silbernen Stethoskopen.

Das Problem

Schon nach drei Tagen Famulatur ist der Schlauch in der Nähe vom Ohrbügelansatz eingebrochen. Ein Grund dafür könnte ein Produktionsfehler sein. Auf Anfrage bei mdfinstruments.de wurde beschrieben, dass es bei 3000 verkauften 767 (es gibt noch andere Vertriebspartner für den Deutschsprachigen Raum) noch nie eine Reklamation bezüglich eines gebrochenen Schlauches gegeben hätte. Vielleicht sind Stethoskope einfach nicht darauf ausgelegt, woanders als um den Hals getragen zu werden. Allerdings wurde sofort angeboten, eine Ersatzlieferung erfolgen zu lassen.

Das Fazit

Das MDF 767 Sprague Rappaport stellt ein grundsolides, optisch ansprechendes und günstiges Stethoskop für jede Famulatur und auch danach dar. Der schnell gebrochene Schlauch trübt die Freude über das Gerät etwas, die lebenslange Garantie könnte jedoch auch dieses Problem egalisieren. Sollte allerdings wöchentlich ein Teil aufgrund eines Defekts getauscht werden müssen, könnte der Spaß schnell verlorengehen. Das Gewicht und die eingeschränkte Kompaktheit durch den Doppelschlauch stören außer beim Verstauen nicht, der geringe Preis ab 30 Euro und der “J.D.-Bonus” gefallen.

 

PS: Wer außer unserem Redakteur ebenfalls kein Littmann-Stethoskop, sondern ein anderes besitzt, möge uns bitte einen kleinen Erfahrungsbericht zukommen lassen.