Forschung ist die beste Medizin

Das Unternehmen Sanofi Genzyme ist im Bereich Specialty Care, also Onkologie, Immunologie, Multiple Sklerose und seltene Erkrankungen, tätig. „Uns liegt natürlich sehr viel daran, Studien nach Österreich zu holen, damit Patienten frühzeitig von neuen Therapien profitieren können – ein Aspekt, der besonders wichtig ist, wenn man medizinische Studien zu Krankheiten, die bisher noch nicht behandelbar sind, durchführt“, erklärt Dr. Katharina Hauer, Country Medical Head bei Sanofi Genzyme, Sanofi-Aventis GmbH, Österreich. So wurde beispielsweise ein kürzlich zugelassenes Produkt, das bei der erworbenen thrombotisch-thrombozytopenischen Purpura (aTTP), einer ultraseltenen Erkrankung, zum Einsatz kommt, in einem Studienzentrum in Österreich erforscht. Hauer: „Sanofi hat Anfang Jänner 2018 unter anderem die Firma Ablynx gekauft, ein belgisches Biotech-Unternehmen. Dort wurde die Nanobody-Technologie entwickelt, aus der dieses neue Medikament entstanden ist. Das Produkt wurde Ende August zugelassen und am 1. Oktober in Deutschland als erstem Land weltweit gelauncht. Auf diese Innovation sind wir sehr stolz.“

Forschungsstandort Österreich: ­Chancen und Herausforderungen

Die Studienlandschaft in Österreich sei nach wie vor sehr gut aufgestellt, so Hauer, auch wenn die Anzahl der Studien in Österreich in den letzten Jahren zurückgegangen ist. Eine besondere Herausforderung bei multinationalen Konzernen besteht in der internen Konkurrenz darin, Studien ins eigene Land zu holen. „Österreich als kleines Land kann vor allem dann weiter als Studien­standort erfolgreich sein, wenn neue innovative Konzepte, wie beispielsweise das ­Vienna Cancer Center, umgesetzt werden“, betont Hauer. Durch den Zusammenschluss einiger Wiener Krankenhäuser würde ein größerer Patientenpool zur Verfügung stehen, sodass die Rekrutierungsziele internationaler Studien schneller erfüllt werden können und zusätzlich die administrativen Rahmenbedingungen forschungsfreundlicher werden. „Ein Aspekt, der Österreich als Studienland besonders attraktiv machen könnte“, erklärt Hauer.

Personalisierte Präzisionsmedizin

In den letzten Jahren hat sich die medizinische Forschung von einer „Blockbuster-Medizin“ immer mehr in Richtung einer personalisierten Präzisionsmedizin entwickelt. Dabei versucht man, anhand von molekularen genetischen Besonderheiten Patienten zu identifizieren; anschließend kann aufgrund dieser Besonderheiten entschieden werden, ob eine Therapie für einen Patienten infrage kommt.
„Auch bei uns laufen im Bereich personalisierte Medizin aktuell mehrere Forschungsprojekte. So führen wir beispielsweise derzeit eine Studie bei Parkinson-Patienten mit einer bestimmten Mutation im Glucocere­brosidase-Gen durch. Diese Mutation besteht bei lediglich 5–10% der Parkinson-Patienten. Bei derart spezialisierten Patientengruppen ist es eine große Herausforderung, ausreichend Patienten für eine Studie zu finden. In diesem Fall ist es gelungen, wir befinden uns aktuell in Phase II – übrigens auch an einem Zentrum in Österreich“, erläutert Hauer.

Patienten ein Gesicht geben

Hauer schöpft ihre persönliche Motivation für ihre Tätigkeit aus den Patientengeschichten: „Bei Sanofi Genzyme werden bei allen internen Veranstaltungen Patienten eingeladen, ihre Geschichte zu erzählen. Mich berührt es jedes Mal wieder, diese Schicksale zu hören. Man lernt das Leben anders zu schätzen. Aus dieser eigenen Erfahrung heraus haben wir das sogenannte Patient-Visibility-Projekt entwickelt, bei dem wir Patienten ein Gesicht geben: So gehen wir beispielsweise immer mehr dazu über, bei Kongressen in Österreich keine Kongressstände mit Produktwerbung zu platzieren, sondern wir zeigen den Wert unserer innovativen Produkte anhand konkreter Patientengeschichten“, berichtet Hauer.

Dr. Katharina Hauer

Die ,Kleinheit‘ Österreichs muss nicht per se ein Nachteil sein. Es kommt darauf an, wie man Energien und Ressourcen bündelt.