9 von 10 Jungärzten sind bereit, Österreich den Rücken kehren

Die Bundeskurie angestellte Ärzte der ÖÄK hat in einer Online-Befragung die Ansichten der Spitalsärzte in Ausbildung erfasst. Die Ergebnisse sind alarmierend. Die Umfrage zeigt aber auch, was es in Arztausbildung wirklich braucht.

Mobilität ist unter den auszubildenden Ärzten alles andere als ein Fremdwort. Um die beste Ausbildung zu erhalten, sind viele bereit, ins Ausland zu gehen. Die Möglichkeiten sind groß: „Das Durchschnittsalter der Ärzte in Österreich steigt. Die Zahl jener Studienabsolventen, die nie in Österreich Arzt werden, ist auf einem hohen Niveau. Und im Ausland wird aktiv um Ärzte geworben“, sagt Daniel von Langen, Obmann der Bundessektion Turnusärzte der Österreichischen Ärztekammer. Laut einer aktuellen ÖÄK-Umfrage beantworteten 36 % die Frage, ob sie bereit wären, in ein anderes Land zu gehen, wenn sie den Eindruck hätten, dass die Ausbildung dort besser ist, mit einem Ja. Etwas mehr als die Hälfte der Befragten, nämlich 51 %, wäre grundsätzlich bereit, einzig private Faktoren würden diesen Weg verhindern. „Das zeigt deutlich: Wenn die Ausbildung nicht den Erwartungen entspricht, dann kehren sie Österreich den Rücken“, sagt von Langen.

Die 1.224 an der Umfrage teilnehmenden Ärztinnen und Ärzten in Ausbildung waren sich in einem Punkt sehr einig: Die Qualität der klinischen Ausbildung ist entscheidend. Ausschlaggebend für die Wahl des Ausbildungsplatzes sind neben der Qualität auch Work-Life-Balance sowie der Standort und die Erreichbarkeit der Ausbildungsstätte. Insgesamt gaben 38 % an, mit der Ausbildung sehr zufrieden oder zufrieden zu sein – 36 % vergaben die Note 3 und ein Viertel die Note 4 oder 5. „Ein Befriedigend ist in der Ausbildung eindeutig ein Nicht Genügend“, sagt Ärztekammer-Vizepräsident Harald Mayer. Wichtig sei, auf die Bedürfnisse des Ärztenachwuchses einzugehen. Und dass die Politik eines begreife: „Die Krankenhausträger benötigen das entsprechende Budget, um mehr Personal für die Ausbildung zu haben. Dass Ärzte den Nachwuchs ausbilden, ist kein Hobby, sondern eine Verpflichtung. Der können wir aber nur nachkommen, wenn uns auch die Zeit dafür gegeben wird.“ Die deutliche Mehrheit, nämlich 79 %, hat laut der Online-Umfrage den Eindruck, dass das Stammpersonal nicht genügend Zeit habe, um sich um die Ausbildung zu kümmern, lediglich 18 % gaben an, dass genügend Zeit vorhanden sei. „Das deutschsprachige Ausland lockt mit attraktiven Angeboten, und genau daher ist es wichtig, dass unsere Spitäler wettbewerbsfähig bleiben“, sagt von Langen. (red)