Ärzte-Kritik an Regierung und Gesundheitskasse wird schärfer

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Die Österreichische Ärztekammer hat am Dienstag erneute Kritik an den seit Donnerstag möglichen Antigen-Schnelltests bei niedergelassenen Ärzten geäußert. Immer öfter wird zudem die Wiedereinführung der telefonischen Krankschreibung gefordert.

Der Unmut in der Ärzteschaft über das Corona-Management wächst. Laut Johannes Steinhart, ÖAK-Vizepräsident und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, gebe es offene Fragen bei Abrechnung, Testbezug sowie Finanzierung der Container und Infektionsordinationen. Auch welche Antigen-Schnelltests geeignet wären, stehe nicht fest. Laut Verordnung müssen die Tests CE-zertifiziert sein, die ÖAK ist jedoch für eine Validierung durch die AGES, die dann eine Liste empfohlener Tests herausgeben solle. „Idealerweise sollten die validen Tests zentral beschafft und dann an die Ärztinnen und Ärzte ausgeteilt werden. All diese offenen Fragen bedeuten, dass weiter wertvolle Zeit vergeudet wurde und sich der Gesundheitsminister offenbar mit der Ankündigung der Tests auch schon begnügt“, kritisierte Steinhart. Man könne Ärzten erst dann raten, an der Aktion teilzunehmen, wenn alle Fragen geklärt seien.

Nachsatz: Man sehe Testungen im niedergelassenen Bereich auf freiwilliger Basis jedoch immer noch als ein positives Mittel – zu konstruktiven Gesprächen sei man bereit. Die Kritik solle nicht als Einzelmeinung verstanden werden, „dahinter stehen die Probleme tausender Ärztinnen und Ärzte“, spielte Steinhart auf eine Interviewäußerung Anschobers an, der am Wochenende erklärt hatte, dass er sehr eng an allen Gesundheitsberufen dran sei und sich mit vielen austausche. Es gebe einen Funktionär, der Kritik übe, sagte der Minister. Er, Anschober, höre aber, dass das andere Gründe habe. Steinhart betont hingegen, es gehe nicht darum, dass die Ärztekammer eine Bevorzugung einfordert, auch wenn der Minister das zu glauben scheine: „Das Recht, hier auch Kritik ohne falsche Rücksichtnahme und Hintergedanken zu äußern, nehmen wir uns mit Hinsicht auf unsere Expertise heraus. Es wäre ein Zeichen von Größe, jetzt auf jene Experten zu hören, die damit seit Jahrzehnten beruflich zu tun haben.“

Kritik kommt auch weiterhin an den ÖVP-Vertretern in der Österreichischen Gesundheitskasse, die erneut die elektronische Krankschreibung blockiert haben. Arbeitnehmervertreter, Ärzte, der Sprecher der Patientenanwälte, Gerald Bachinger, und selbst Ex-Wirtschaftskammervizepräsident Hansjörg Schelling fordern die Wiedereinführung um Ärzte und Patienten zu schützen. ÖVP-Funktionäre fürchten weiterhin einen Missbrauch. Für Bachinger war die telefonische Krankschreibung im Frühjahr „ein Erfolgsmodell“ und Missbrauch sei dabei nicht ersichtlich gewesen. Steinhart wiederum verweist auf eine Anfragebeantwortung von Gesundheitsminister Anschober, in der selbst die ÖGK zugegeben habe, dass es im Frühjahr keinen Missbrauch gegeben habe. (red)