Ärztekammer drängt auf Stärkung der wohnortnahen Versorgung

(c) Bernhard-Noll

Eine in Alpbach präsentierte Studie zeigt nach Ansicht der Ärztekammer die Notwendigkeit, die niedergelassene Versorgung auszubauen. Die Gesundheitspolitik müsse die Leistungsfähigkeit des niedergelassenen Ärztebereichs absichern.

„Die in Alpbach vorgestellte Studie über die ‚Leistungskraft regionaler Gesundheitssysteme in Zeiten von COVID-19‘ ist in zentralen Aussagen eine sehr klare Bestätigung der Positionen der Ärztekammer und ein dringender Appell an die Gesundheitspolitik, hier in wirksamer Weise aktiv zu werden“, sagt Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Obmann der Bundeskurie niedergelassene Ärzte. In ihrem Bundesländervergleich der ambulanten Versorgung kamen wie berichtet die Gesundheitsökonomen Maria Hofmarcher-Holzhacker und Christopher Singhuber unter anderem zum Ergebnis, dass die kassenärztliche Versorgung in Österreich „überall im Rückzug“ sei. Die Studienautoren empfehlen deshalb einen Ausbau der ambulanten Versorgung durch mehr Kassenverträge und Anreize für eine breite Primärversorgung.

„Das bestätigt unsere jahrelange Forderung nach deutlich mehr Kassenärztinnen und -ärzten“, sagt Steinhart. „Damit sich Ärzte dann auch für Kassenverträge interessieren, sind allerdings Rahmenbedingungen erforderlich, die international konkurrenzfähig sind. Andernfalls darf sich niemand wundern, wenn in Österreich ausgebildete Ärzte weiterhin ins Ausland abwandern, wo sie bessere Arbeitsbedingungen vorfinden.“

Auch der von den Studienautoren empfohlenen „Bereitstellung von Ersätzen für Einnahmenausfälle und Investitionen, damit das Vertrauen in die Gesundheitssysteme gestärkt wird“ könne nur zugestimmt werden, sagt Steinhart: „Das muss natürlich auch für niedergelassene Ärztinnen und Ärzte gelten, die während des Höhepunktes der Corona-Krise für ihre Patienten da waren und ihre Mitarbeitenden und die Praxis-Infrastruktur entsprechend bereitstellen und finanzieren mussten. Die aber häufig kaum Umsätze machten, weil Patienten auf Anordnung der Regierung aus Gründen der Infektionsprophylaxe Arztpraxen nur in Notfällen aufsuchen durften. Die damit verbundenen Umsatzausfälle müssen von der öffentlichen Hand kompensiert werden, viele Ärzte würden das ein zweites Mal wirtschaftlich nicht überleben.“ Mehr niedergelassene Ärzte zu verlieren, könne sich das österreichische Versorgungssystem auf keinen Fall leisten. (red)

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