Ärztekammer fordert jetzt „duales System“ bei Hausapotheken

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Die geltende Hausapothekenregelung ist nach Ansicht der Ärztekammer Schuld am Mangel an Hausärzten. Am Dienstag wurde erneut ein Liberalisierungsschub gefordert. Die Apotheker sehen die Ärzte hingegen schon im Wahlkampf.

Die Ärztekammer macht weiter Druck für eine Änderung der gesetzlichen Regelung bei Hausapotheken. Im zuletzt wieder aufgebrochenen und eigentlich Jahrzehnte alten Konflikt zwischen Ärzte- und Apothekerkammer um die Arzneimittelversorgung am Land fordern die Mediziner einen „Liberalisierungsschub“, um die Existenz von ärztlichen Hausapotheken abzusichern. Aus gesetzlichen Gründen gebe es immer weniger Hausapotheken, klagten Ärztekammer-Vizepräsident Johannes Steinhart und der zuständige Referent Silvester Hutgrabner am Dienstag in einer Pressekonferenz.

In den vergangenen 20 Jahren sei die Zahl der Hausapotheken um 102 auf 794 zurückgegangen, während es mit 1.438 öffentlichen Apotheken um 155 von Apotheker geführte Apotheken mehr gebe. Für die Patienten und deren Angehörige in der Peripherie bedeute dies, für die Besorgung von Medikamenten viele zusätzliche Kilometer im Auto zurücklegen zu müssen. Sperre eine neue Apotheke auf, müssen die Hausapotheken im Umkreis von vier Kilometern innerhalb von drei Jahren schließen, erläuterten die Standesvertreter. Auch in Zwei-Arzt-Gemeinden sei dies der Fall, was dazu führe, dass man oft sehr rasch eine „Null-Arzt-Gemeinde“ habe, weil den Ärzten damit 10 bis 15 Prozent des Umsatzes wegfielen und man so keine Ordinationsnachfolger mehr finde, rechnete Hutgrabner vor.

Das Apothekengesetz gehöre überarbeitet, es müsse ein kundenfreundliches Nebeneinander beider Apothekenformen ermöglicht werden, forderte Steinhart. Nur mit einem „dualen System“ könne eine wohnortnahe Versorgung gesichert werden. Die Reaktion der Apothekerkammer kam prompt: Zwar argumentiert man auch, dass die „bestmögliche Gesundheitsversorgung der Menschen auf dem Land nur von Ärzten und Apothekern gemeinsam aufrechterhalten werden kann“, wie das gehen soll, beurteilen die Apotheker aber anders: „Der Arzt diagnostiziert und verschreibt, der Apotheker kontrolliert, berät und gibt das Arzneimittel ab“, hieß es in einer Aussendung. Die Apothekerkammer ortet in den aktuellen Bestrebungen „von Teilen der Ärzteschaft“ das Ziel, aus „offenbar rein internen wahlkampftaktischen Gründen einen Keil zwischen die beiden Berufsgruppen zu treiben“. Die Hausapotheken seien nichts anderes als „Notabgabestellen für Arzneimittel“ und könnten in Bezug auf die Versorgung der Patienten keinesfalls jene Versorgungsleistungen sicherstellen, die von den öffentlichen Apotheken erbracht werden. (rüm/APA)