Ärztekammer verteidigt Hausapothekenstudie

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Nach der Präsentation einer Studie für mehr Hausapotheken und der folgenden Kritik von Politik und Apotheken, legt die Ärztekammer nun nach.

„Viele der bisherigen Reaktionen auf die aktuelle Studie, wonach mehr Hausapotheken mehr Kassenärzte bringen, gehen am Thema vorbei“, hält Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, fest. Wie berichtet hatte die Kammer am Mittwoch eine Studie vorgelegt, wonach mehr Hausapotheken bis zu 400 Kassenordinationen ermöglichen würden. Die Regierung lehnte die Forderung allerdings umgehend ab, die Apotheken kritisierten die Studie als handwerklich und inhaltlich mangelhaft. Es sei bedauerlich, dass man diesen Ansatz mit Schutzbehauptungen und vorgeschobenen Motiven abtue, anstatt die Sorgen und Probleme der ländlichen Bevölkerung ernst zu nehmen, legte Wutscher am Wochenende nach. „Niemanden scheint es zu kümmern, wenn kranke Menschen kilometerweite Wege zurücklegen müssen, um zu ihrem Medikament zu kommen – einer verantwortungsbewussten Gesundheitspolitik wäre das nicht egal“, sagt Wutscher laut einer Aussendung.

„Weiters ist es einfach zu simpel, wenn der Bundesminister glaubt, es gehe um höheren Verdienst. Wir Ärztinnen und Ärzte treten für die Bedürfnisse der Patientinnen und Patienten ein, sowohl bei der medizinischen Versorgung, aber auch bei der sozialen Hilfe und Betreuung.“ Er erinnerte noch einmal an eine frühere Empfehlung der Bundeswettbewerbsbehörde, dass es insbesondere im ländlichen Raum aus wettbewerblichem Verständnis nicht nachvollziehbar sei, warum Patient:innen mit diagnostizierter Krankheit bei möglicherweise nicht flächendeckendem öffentlichen Personennahverkehr, noch mehrere Kilometer bis zur nächsten öffentlichen Apotheke für die notwendigen, verschreibungspflichtigen Arzneimittel zurücklegen müssten.

„Uns allen wird das Lächeln im Gesicht noch einfrieren, wenn immer mehr Ortschaften keine Ärztinnen und Ärzte mehr finden und sich dort niemand mehr ansiedeln möchte. Die ländliche Bevölkerung wird sich sicher köstlich amüsieren, wenn die wohnortnahe Versorgung nicht mehr gegeben ist“, kommentierte Dietmar Bayer, stellvertretender Bundeskurienobmann. Die Kammer rate dringend dazu, die Interessen und Sorgen der ländlichen Bevölkerung nicht mit einem Lächeln und vagen Versprechungen für ein Primärversorgungszentrum drei Ortschaften weiter abzutun. „Wenn ein junger Arzt vor der Entscheidung steht, eine Kassenstelle im ländlichen Raum, in einer kleinen 1000-Seelen-Gemeinde zu übernehmen, dann kann das Thema Hausapotheke durchaus eine gewichtige Rolle spielen. Sie kann entscheiden, ob sich ein junger Mensch das wirtschaftliche Risiko zutraut oder nicht“, sagte Bayer. Alle, die sich Sorgen machen, dass Ärzt:innen dann mehr Medikamente als nötig abgeben würden, seien daran erinnert, dass es im österreichischen Kassensystem die Pflicht zur ökonomischen Verschreibung gibt, hält Silvester Hutgrabner, Leiter des Referates für Hausapotheken und Medikamentenangelegenheiten in der Österreichischen Ärztekammer, fest. (rüm)