Ärztekammer übt harsche Kritik an Kickls Therapieideen

(c) Bernhard Noll / ÖÄK

Die Ärztekammer hat am Wochenende heftige Kritik an FPÖ-Chef Herbert Kickl und seinen Corona-Ausführungen geübt. Es sei verantwortungslos, mit Falschinformationen Verunsicherung und Angst zu schüren.

Kickl hatte unter anderem empfohlen, anstatt alleine auf die Impfung auf „frühzeitige Behandlungen“ zu setzen. Er empfiehlt unter anderem ein Entwurmungsmittel, das allerdings bereits im März von der Europäische Arzneimittelbehörde EMA und der heimischen AGES als toxisches Risiko eingestuft worden ist. Kickl fordert die Umsetzung eines blauen „Plan B“ im Coronamanagement. „Plan B“ stehe für „bescheuert, für einen Teil der von Corona betroffenen Menschen ist er aber auch bedrohlich“, antwortete der Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer, Steiermarks Kammerpräsident und Infektiologe Herwig Lindner in einer Aussendung: „Die Quacksalberei-Vorschläge von FPÖ-Obmann Kickl können Menschenleben gefährden.“ Österreichs Ärztekammerpräsident Thomas Szekeres wertete Kickls Ideen als „schallende Ohrfeige“ für das Spitalspersonal, das jeden Tag schwerkranke Covid-19-Patienten behandle.

„Es ist purer Hohn und Missachtung ihrer Leistung, wenn sie von Politikern, die noch nie einen Patienten behandelt haben, via Medien Behandlungsempfehlungen zugerufen bekommen“, befand Szekeres. Es gehe sicher nicht darum, jemanden zu schikanieren oder terrorisieren, wie der FPÖ-Klubobmann insinuiere: „Es geht darum, dass wir als Gesellschaft diese Krise überstehen und dass unser Gesundheitssystem aufrecht und leistungsfähig bleibt.“ Die in Österreich zugelassenen Impfstoffe seien nach strengen Sicherheitskriterien geprüft, getestet und keineswegs experimentell. „Weltweit wurden sie mittlerweile mehr als sechs Milliarden Mal verimpft. Daher ist es verantwortungslos, mit Falschinformationen Verunsicherung und Angst zu schüren“, hielt Szekeres fest.

Natürlich würden Ärztinnen und Ärzte Erkrankte bereits jetzt auf Grundlage der medizinischen Wissenschaft mit den verfügbaren Möglichkeiten behandeln, dafür „brauchen sie keine politischen Zurufe“, argumentierte der steirische Ärztekammerpräsident. Kickls Ideen seien ein „wüstes Sammelsurium aus Fake News und Halbwahrheiten“. Die steirische FPÖ reagierte beleidigt: Auf das Schärfste zurückzuweisen sei, dass Lindner Kickl unterstelle, er würde „mit seinen politischen Konzepten Menschenleben gefährden“, sagte Landesparteisekretär Stefan Hermann und warf Lindner eine „parteipolitisch motivierten Agitation“ vor. Er habe damit sein eigenes Amt beschädigt. Die Ausdrucksweise sei eines Ärztekammerpräsidenten nicht würdig, sagte Hermann. (red)