Kommentar: Warum ein Ende der Corona-Tests sinnvoll scheint

Martin Rümmele ist Chefredakteur von Relatus.

In den nächsten Tagen wird wohl das Ende der Corona-Antigentests kommen. Auch eine 2G-Regelung steht im Raum. Beides kommt zu spät. Die Regierung hat bisher mehr für Tests ausgegeben, wie für Impfungen. Genau das ist der Grund für die niedrige Impfquote.

Wir können viel darüber diskutieren, ob eine Impfpflicht im Fall von SARS-CoV-2 sinnvoll ist oder nicht. Es gibt für beide Seiten durchaus nachvollziehbare Argumente. Was aber tatsächlich unsinnig war, ist mit kostenlosen Antigentests eine Alternative zur Impfung schaffen. Österreich hat sich unsinnigerweise gefeiert als Test-Weltmeister. Fazit: Zahlen aus dem Gesundheitsministerium zeigen, dass bis Ende August die Ausgaben für die Gratisimpfstoffe mit 153,44 Millionen Euro niedriger war, als jene für die kostenlosen Antigentests in Apotheken, die bisher 187,67 Millionen Euro ausmachten. Die Folge: im EU-Vergleich beschämend niedrige Durchimpfungsraten und nun hohe Infektionszahlen.

Zugegeben, die Zahlen steigen auch in anderen Ländern. Doch genau in jenen Staaten, wo die Durchimpfungsrate an die 80 Prozent heranreicht, sind die Infektionszahlen niedriger. Die Daten bestätigen damit genau das, was Expertinnen und Experten schon vor dem Sommer erklärt haben: es braucht eine Durchimpfungsrate von 80 Prozent. Und genau deshalb braucht es nun auch eine Abkehr von der Strategie, dass man auch mit Tests – die noch dazu kostenlos angeboten werden – genauso am öffentlichen Leben Teil nehmen kann, wie geimpft. Allerdings – und auch das fehlt nach wie vor – braucht es ein Zugehen auf jene Menschen, die sich vor der Impfung, Impfreaktionen und möglichen Nebenwirkungen fürchten oder unsicher sind. Diese Menschen müssen wir ernst nehmen und sie möglichst niederschwellig aufklären, um ihre Sorgen zu entkräften.

Und wir müssen jenen entschieden entgegentreten, die genau diese Ängste schüren und den Menschen mit absurden Theorien erklären, dass es Alternativen zur Impfung gibt. Wenn FPÖ-Obmann Herbert Kickl ernsthaft betont, dass er sich „selbst als Sprachrohr vieler Ärzte und Experten und als Eisbrecher sieht, um eine Kehrtwende in der Coronapolitik zu vollziehen“, müssen auch die Ärzte sehr deutlich ihre Stimme erheben. Anstatt alleine auf die Impfung zu setzen, solle man vor allem „frühzeitige Behandlungen“ durchführen, forderte Kickl am Donnerstag. Es gebe schon jetzt „eine ganze Reihe von effektiven und erfolgreichen und erprobten Therapiemöglichkeiten“, meint er und macht damit Skeptikern Mut. Welche Mittel er genau meint, konnte oder wollte er nicht sagen, hob aber auf eine Journalisten-Frage einmal mehr das Anti-Wurmmittel Ivermectin hervor. Die Europäische Arzneimittelagentur EMA und die heimische AGES haben davor schon im März gewarnt. Laborstudien hätten zwar ergeben, „dass Ivermectin die Replikation von SARS-CoV-2 blockieren kann. Die dazu notwendige Konzentration ist jedoch wesentlich höher als derzeit zugelassene Dosierungen erlauben.“ Nachsatz: „Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Ivermectin bei einer höheren als der zugelassenen Dosierung toxisch wirkt.“ All das ist ausführlich seit mehr als sieben Monaten auf der Website von AGES und EMA nachzulesen. Erwähnt wird es von Kickl nicht. Die Frage wird nicht zuletzt deshalb sein, ob er sich im Erkrankungsfall oder einer weiteren „persönlichen Erklärung“ den Selbstversuch zutraut… (rüm)