Blutzucker normalisiert – Herzinfarktgefahr halbiert

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Eine internationale Lancet-Studie mit neuen Daten zu Prädiabetes zeigt das Potenzial von Präventionsmassnahmen. Die Autor:innen empfehlen auch neue Leitlinien. 

Wenn Menschen mit Prädiabetes ihren Blutzuckerwert durch Lebensstiländerung wieder in den Normalbereich bringen, halbiert sich ihr Risiko für Herzinfarkt, Herzschwäche und frühen Tod. Das hat eine internationale Studie erstmals belegt. Sie ist in der Fachzeitschrift „The Lancet“ erschienen. „Diese Erkenntnis könnte die Prävention revolutionieren und ein neues, messbares Ziel für die Leitlinien etablieren“, schreiben dazu Fachleute der Universitätsklinik Tübingen. Wissenschaft:innen der deutschen Universitätsklinik, des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) und der Helmholtz-Gesellschaft waren an der Untersuchung beteiligt. Erst vor kurzem hatte eine wissenschaftliche Studie mit der Auswertung von 6,4 Millionen Nüchtern-Blutzuckertests in Österreich ergeben, dass etwa jeder fünfte Erwachsene in Österreich an Prädiabetes leidet. Nüchtern-Blutzuckerwerte von mehr als 97 Milligramm pro Deziliter gelten als Hinweis. 

„Millionen Menschen (…) leben mit erhöhten Blutglukosewerten, ohne es zu wissen. Sie gelten damit als ‘prädiabetisch’ – ein Frühstadium, das bisher ohne klar definiertes Therapieziel blieb. Menschen mit Prädiabetes erhalten in der Regel die Empfehlung, Gewicht zu verlieren, sich mehr zu bewegen und sich gesünder zu ernähren. (…) Doch eine entscheidende Frage blieb bisher offen: Schützen sie das Herz auch langfristig? Bisher konnte kein Lebensstilprogramm für Menschen mit Prädiabetes überzeugend zeigen, dass es Herzinfarkte, Herzschwäche oder kardiovaskuläre Todesfälle über Jahrzehnte hinweg nachhaltig reduziert“, hieß es von der Tübinger Universitätsklinik in einer Aussendung. 

Die neue Studie dürfte wesentliche Antworten geben. Es handelt sich um die gemeinsame Auswertung von zwei der weltweit größten Diabetespräventionsstudien – aus den USA und China. Zusammen mit den Co-Autor:innen aus den beiden Ländern konnten die deutschen Wissenschafter:inn zeigen: Entscheidend ist offenbar nicht die Lebensstiländerung an sich, sondern, ob es Menschen mit Prädiabetes gelingt, dadurch ihre Blutzuckerwerte wieder in den Normalbereich zu bringen.  

Im Rahmen der wissenschaftlichen Untersuchung wurden die Langzeitdaten von mehr als 2.400 Menschen mit Prädiabetes analysiert. Das Ergebnis: Menschen, denen es gelingt, ihren Blutglukosewert zu normalisieren, haben ein deutlich geringeres Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu sterben oder wegen Herzschwäche ins Krankenhaus eingeliefert zu werden, als diejenigen, deren Glukosewerte erhöht bleiben – selbst dann, wenn beide Gruppen in ähnlichem Ausmaß an Gewicht verlieren. „In beiden Studien war für die Teilnehmenden das Risiko kardiovaskulärer Todesfälle um rund 50 Prozent geringer, auch die Sterblichkeit insgesamt sank signifikant. Die amerikanische Studie beobachtete ihre Probanden über einen Zeitraum von 20 Jahren, ihr chinesisches Pendant sogar über 30 Jahre“, stellten die an der Untersuchung beteiligten deutschen Wissenschafter:innen fest. Bisher stützte sich die Herz-Kreislauf-Prävention vor allem auf drei Säulen: Blutdruckkontrolle, Senkung des LDL-Cholesterins und Rauchstopp. Mit den neuen Erkenntnissen könnte demnach ein vierter Pfeiler hinzukommen: die nachhaltige Normalisierung des Blutzuckers bei Prädiabetes. (red/APA)