Diesjähriger Medizin-Nobelpreis brachte Überraschung

© Nobel Media AB 2018. Photo: Alexander Mahmoud

Der US-Forscher David Julius und der im Libanon geborene Molekularbiologe Ardem Patapoutian erhalten den diesjährigen Medizin-Nobelpreis für ihre Entdeckungen der menschlichen Rezeptoren für Temperatur- und Berührungsempfinden.

Das Wissen werde genutzt, um Behandlungen für eine Reihe von Krankheiten zu entwickeln, darunter chronische Schmerzen, teilte das Nobelpreiskomitee am Montag in Stockholm mit. Die Preisträger hätten wichtige Verbindungen im Verständnis der komplexen Verbindungen zwischen unseren Sinnen und der Umwelt aufgezeigt, hieß es in der Begründung zu den Nobelpreisen. Die bahnbrechenden Entdeckungen durch die diesjährigen Nobelpreisträger, die die Auszeichnung zu gleichen Teilen erhalten, „haben es uns ermöglicht zu verstehen, wie Wärme, Kälte und mechanische Kräfte die Nervenimpulse auslösen, die es uns ermöglichen, die Welt um uns herum wahrzunehmen und uns an sie anzupassen“, so das Komitee. Die Erkenntnisse der beiden Medizin-Nobelpreisträger hätten Einsichten in zahlreiche Abläufe im Körper gebracht, und könnten dazu beitragen, etwa mit chronischen Schmerzen einhergehende Erkrankungen zu lindern, heißt es.

„Ein nächster Schritt wäre, dass man in der Behandlung neuropathischer Schmerzen bessere Medikamente findet“, sagte der Neurologe Fritz Zimprich, Oberarzt an der Universitätsklinik für Neurologie an der MedUni Wien/AKH. Bisher könne man die Schmerzen meist nur lindern, die Mittel dafür seien sehr teuer und mit vielen Nebenwirkungen behaftet. Die Forschungserkenntnisse von Julius und Patapoutian hätten Bedeutung in der Neurologie, freute sich Zimprich, dass der heurige Medizin-Nobelpreis an dieses Gebiet gegangen ist und in eines seiner Spezialgebiete – die Neuropathie – hineinspielt. „Neuropathie ist ein sehr breites Gebiet“, erläuterte er. Es gebe auch Patienten, die chronische Schmerzen haben, ohne dass Neuropathien nachgewiesen sind. „Auch bei Amputationen und Verbrennungen kann es zu neuropathischen Schmerzen kommen, da spielen diese Rezeptoren natürlich auch eine Rolle.“ (APA)

Service: Die Preisträger der vergangenen fünf Jahre

  • 2020: Die Forscher Harvey J. Alter (USA), Michael Houghton (Großbritannien) und Charles M. Rice (USA) wurden für ihre Beiträge zur Entdeckung des Hepatitis-C-Virus ausgezeichnet. Dadurch kann Hepatitis-C in sehr vielen Fällen geheilt werden.
  • 2019: Die US-Zellforscher William Kaelin und Gregg Semenza und ihr britischer Kollege Peter Ratcliffe erhielten den Preis für ihre Entdeckungen zu der Frage, wie Zellen unterschiedliche Sauerstoffmengen messen und sich daran anpassen können.
  • 2018: Der US-Forscher James Allison und der japanische Wissenschafter Tasuku Honjo teilen sich den Nobelpreis für Physiologie und Medizin in Anerkennung ihrer Entdeckungen über Immuncheckpoints, die zur modernen Immuntherapie gegen Krebserkrankungen führten.
  • 2017: Die US-Forscher Jeffrey Hall, Michael Rosbash und Michael Young für die Erforschung der biologischen „Inneren Uhr“ von Organismen.
  • 2016: Der Japaner Yoshinori Ohsumi, der das lebenswichtige Recycling-System für Proteine in Zellen entschlüsselt hat.