Experten orten Defizite in der Versorgung von Schmerzpatienten

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Laut einer deutschen Studie könnte eine optimale konservative Therapie einen hohen Anteil der Wirbelsäulenoperationen vermeiden helfen. In Österreich fehlt es aber bei Fachärzten in Spitälern an einer vertieften Ausbildung in der Schmerzmedizin, kritisierten Experten am Dienstag.

Aus Anlass der 19. Österreichischen Schmerzwochen stellten Experten den aktuellen Stand in der Schmerzmedizin dar. „Patienten mit chronischen Schmerzen haben in Österreich im Schnitt eine Odyssee von eineinhalb bis zwei Jahren hinter sich, bis sie zu einer aussagekräftigen Diagnose kommen. Aber 20 Prozent bekommen überhaupt keine adäquate Diagnose. Es kommt im nächsten Jahr hoffentlich der ICD-11 in dem der chronische Schmerz endlich als eigenes Krankheitsbild behandelt wird“, stellte Rudolf Likar, Generalsekretär der Österreichischen Schmerzgesellschaft (ÖSG), fest. Zwar hätten schon mehr als 1.000 Ärzte die Ausbildung für das Basisdiplom in Schmerzmedizin der Österreichischen Ärztekammer absolviert, doch darüber hinaus gebe es große Defizite, erklärte der Experte: „Wir brauchen eine vertiefte Ausbildung für Fachärzte, die in Schmerzambulanzen in den Spitälern arbeiten. Alle Fachgesellschaften waren dafür.“ Die Bundeskurie der niedergelassenen Ärzte blockiere das aber seit Jahren. Likar: „Wir sind in Österreich Weltmeister im Blockieren.“

Laut dem Plan sollten die Spezialisten für ein Schmerzdiplom der zweiten Stufe zusätzlich 80 Stunden theoretischer Ausbildung und 400 Stunden Praxis absolvieren. Bei bis zu 1,8 Millionen Patienten mit chronischen Beschwerden in Österreich, davon 350.000 Personen mit schweren chronifizierten Schmerzzuständen, sollten wahrscheinlich alle Register in Prophylaxe, Diagnose und Therapie gezogen werden, betonten die Experten. „In Deutschland verursachen Schmerzen pro Jahr Kosten zwischen 50 und 70 Milliarden Euro“, sagte Nenad Mitrovic, Präsident der ÖSG. Könnte man die Menschen in der Prävention zu ausreichend Bewegung im Alltag motivieren, würde das schon zu 30 bis 40 Prozent chronische Schmerzzustände verhindern helfen. Dabei könnte eine optimale konservative Therapie bei Rückenschmerzen auch einen Großteil der chirurgischen Eingriffe an der Wirbelsäule unnötig machen. „Eine aktuelle Studie hat gezeigt, dass die Wirbelsäulenoperationen in Deutschland innerhalb der letzten zehn Jahre um 71 Prozent zugenommen haben“, sagte ÖSG-Vizepräsidentin Waltraud Stromer (LKH Horn). (red)