Fettleber könnte doch öfters alkoholbedingt sein

Ein neues Verfahren aus Wien verbessert die Diagnose von Fettlebererkrankungen. Es zeigt, dass Alkohol häufiger Ursache ist, als bisher angenommen.

Ob Patient:innen an einer nicht-alkoholischen Fettlebererkrankung (NAFLD) oder einer alkohol-assoziierten Lebererkrankung (ALD) leiden, spielt für die Therapie und Prognose eine bedeutende Rolle, kann aber mit den derzeit etablierten Diagnosemethoden nicht zuverlässig festgestellt werden. Im Rahmen einer Studie unter Leitung der MedUni Wien wurde nun ein neues Verfahren eingesetzt, um Alkoholkonsum bei Fettlebererkrankungen nachzuweisen. Dabei zeigte sich, dass bei 29 Prozent der Fälle von vermuteter NAFLD das Risiko einer alkoholbedingten Leberschädigung besteht. Als besonders treffsicher stellten sich dabei Alkoholmarker im Haar der Patient:innen heraus. Die Forschungsarbeit wurde kürzlich im „Journal of Hepatology“ veröffentlicht.

Die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung wird mit Adipositas und Insulinresistenz als Teil des metabolischen Syndroms in Verbindung gebracht und bei bis zu 25 Prozent der Bevölkerung festgestellt. Damit ist NAFLD die inzwischen am häufigsten diagnostizierte chronische Lebererkrankung weltweit. Die Diagnose NAFLD schließt Alkohol in schädlichen Mengen als Ursache aus. Der Einfluss von geringem bis mäßigem Alkoholkonsum auf das Entstehen und Fortschreiten einer Fettlebererkrankung ist bis jetzt nicht endgültig geklärt. Bei Patient:innen mit Alkoholkonsum von > 60 g Ethanol/Tag (entspricht ungefähr 1,5 Litern Bier oder 0,75 Liter Wein/Tag) hat sich hingegen gezeigt, dass sich ernste Folgeschäden wie eine Steatohepatitis, eine Fibrose bis hin zur Leberzirrhose entwickeln können. Aktuelle Studien gehen von deutlich geringeren potenziell schädlichen Alkoholmengen von 10-20 g Ethanol/Tag aus, über denen eine alkohol-assoziierte Lebererkrankung nicht sicher ausgeschlossen werden kann. Die Forscher:innen haben nun bei rund 29 Prozent der Patient:innen mit alkohol-assoziierter Lebererkrankung, aber auch bei rund 29 Prozent der Patient:innen mit vermuteter nicht-alkoholischer Fettleber einen wiederholten moderaten bis exzessiven Alkoholkonsum nachgewiesen.

„Die Messung von Ethylglucuronid in Haar und Urin zusätzlich zum AUDIT-C kann helfen, den Alkoholkonsum zu erfassen und so häufig erstmals ein offenes Gespräch über den tatsächlichen Alkoholkonsum und seine Folgeschäden zu ermöglichen“, betont Erstautorin Katharina Staufer (Klinische Abteilung für Transplantation von MedUni Wien/AKH Wien) die Wichtigkeit einer vertrauensvollen Ärzt:innen-Patient:innen-Beziehung und unterstreicht weiter: „Es gilt das Stigma, das immer noch häufig mit Alkohol assoziierten Leberschäden einhergeht, in der Gesellschaft abzubauen und eine optimale Behandlung zu ermöglichen.“ (red)

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