FSME-Studie warnt vor langfristigen Folgen

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Eine neue deutsche Studie liefert beunruhigende Daten zu den Folgen einer FSME-Erkrankung. Expert:innen rufen erneut zur Impfung auf.

Aufgrund der für diese Jahreszeit milden und teils sogar extrem warmen Temperaturen sind die Zecken vielerorts schon aktiv. In Österreich wurden bereits erste FSME-Fälle bekannt – die Auswirkungen dieser teils schweren Erkrankung können laut einer aktuellen Studie auch noch Monate nach Ausbruch für die Patient:innen spürbar sein. Die Untersuchung aus Deutschland mit über 500 diagnostizierten FSME-Patient:innen zeigt, dass etwas mehr als die Hälfte drei Monate nach Krankheitsbeginn immer noch mit den Folgen zu kämpfen hat. Nach 18 Monaten waren es immerhin zwei Drittel (67,3 Prozent). In manchen Fällen führte das zu Einschränkungen im Job, Arbeitsausfällen sowie Frühpensionierungen. Personen mit einem milden Akutverlauf erholten sich laut Studie besser als solche mit moderatem oder schwerem Verlauf (85,4 Prozent; 69,4 Prozent und 44,9 Prozent). Kinder hatten nur in seltenen Fällen nach 18 Monaten noch Folgeerscheinungen. Wer an Begleiterkrankungen litt, hatte ebenfalls schlechtere Karten, wieder vollständig zu genesen. „Das deckt sich mit unseren Erfahrungen aus dem klinischen Alltag“, kommentierte Bettina Pfausler, leitende Oberärztin an der Universitätsklinik für Neurologie der Medizinischen Universität Innsbruck. „Und betrifft auch den Zusammenhang mit dem Alter. Je älter jemand ist – vor allem ab dem 50. Lebensjahr – desto schwerer ist in vielen Fällen sowohl der akute als auch der langfristige Verlauf.“

Fatigue (anhaltende Müdigkeit und tiefe Kraftlosigkeit) – ein Symptom, das man auch von Covid-19 und anderen viralen Erkrankungen kennt – ist laut Studie das häufigste Symptom in der Akutphase (91 Prozent), gefolgt von Kopfschmerzen und Störungen der Balance. Auch allgemeine Schwäche und Konzentrationsstörungen sind häufig. Selbst nach 18 Monaten berichteten immer noch 17 Prozent der Betroffenen über Fatigue, 13 Prozent über Konzentrationsdefizite und allgemeine Schwäche, 12 Prozent über Muskelschmerzen und ebenfalls 12 Prozent über Gleichgewichtsstörungen. Das sogenannte Post-Enzephalitis-Syndrom kam dabei bei Erwachsenen in jeder Form und zu jedem Beobachtungszeitpunkt drei bis zehn Mal so häufig vor wie bei Kindern.

Auch die Wirtschaft leidet unter den FSME-Erkrankungen und ihren Folgen: Die meisten Angestellten in der Studie benötigten zusätzlich zu den Tagen, die sie im Spital verbrachten, noch einen langen Krankenstand. Einige Patient:innen mussten sogar in Frühpension gehen, weitere 9,1 Prozent der Erkrankten im Angestelltenverhältnis planten dies aufgrund der Folgeerscheinungen noch zu tun. Fast ein Drittel berichtete über negative Auswirkungen von FSME auf die Arbeit, über 40 Prozent davon mussten ihre Arbeitszeit reduzieren, 22,1 Prozent ihre Position oder den Arbeitgeber verändern. Fast die Hälfte klagte über kognitive Einschränkungen, Fatigue und eine Verschlechterung der Feinmotorik. Auch in der Schule gab es FSME-bedingte Probleme. Fast ein Viertel beklagte negative Auswirkungen auf die Schulleistungen. Ein Schüler musste sogar ein Schuljahr wiederholen. „Das alles lässt sich verhindern“, betonte Neurologin Pfausler. „Das Einzige, das man tun muss, ist, sich impfen zu lassen und rechtzeitig zur Auffrischung zu gehen. Alle fünf Jahre bis zum Alter von 60, alle drei Jahre danach.“ Allein in Österreich werden jedes Jahr zwischen 100 und 250 hospitalisierte Erkrankungsfälle registriert. (kagr)

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