Gesundheitsbericht: Land der chronisch Kranken

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Der zweite österreichische Gesundheitsbericht liegt vor. Besonders erschreckende Zahlen gibt es bei chronischen Krankheiten und der Gesundheitskompetenz.

Im Auftrag des Gesundheitsministeriums erstellte die Gesundheit Österreich GmbH (GÖG) nun zum zweiten Mal den österreichischen Gesundheitsbericht. Darin wurden die gesundheitliche Situation und Versorgung sowie die Lebensbedingungen der Österreicher:innen von 2005 bis 2019 (teilweise auch 2020 und 2021) untersucht – und da gibt es in einigen Bereichen großen Handlungsbedarf. Denn laut dem Gesundheitsbericht haben in Österreich rund zwei Drittel (knapp 66 Prozent) der Menschen ab 15 Jahren eine chronische Erkrankung. Sie sind großteils auf einen ungesunden Lebensstil zurückzuführen, etwa unzureichende Bewegung, eine unausgewogene Ernährung und Alkohol- sowie Nikotinkonsum.

Zu den häufigsten chronischen Krankheiten und Gesundheitsproblemen in Österreich zählen unter anderem chronische Rückenschmerzen (26 Prozent der Bevölkerung ab 15 Jahren), Allergien (20 Prozent), chronische Nackenschmerzen (20 Prozent), Arthrose (13 Prozent), chronische Kopfschmerzen (8 Prozent), Diabetes (6 Prozent), Depression (6 Prozent), chronische Bronchitis/COPD (5 Prozent), Asthma (4 Prozent).

Die weite Verbreitung von chronischen Krankheiten schlägt sich auch in den gesunden Lebensjahren nieder. In Summe führen chronische Erkrankungen dazu, dass Frauen derzeit 19,5 und Männer 16,4 Lebensjahre in mittelmäßiger bis schlechter Gesundheit verbringen. Insgesamt können männliche Neugeborene seit 2019 mit 63,1 Jahren, weibliche Neugeborene mit 64,7 Lebensjahren in guter Gesundheit rechnen. Das ist zwar ein Anstieg von über sieben Jahren seit 1991, aber dennoch eine lange Zeit, die in nicht guter Gesundheit verbracht wird. Gestiegen ist auch die Lebenserwartung, bei Männern im untersuchten Zeitraum von 2005 bis 2019 um 2,9 auf 79,5 Jahre, bei Frauen um 2,0 auf 84,2 Jahre. 2020 und 2021 gab es aufgrund der COVID-19-Pandemie eine Umkehrung, in diesen Jahren sank die Lebenserwartung bei Männern um 0,7 Jahre, bei Frauen um 0,5 Jahre.

Der Gesundheitsbericht untersuchte auch die Gesundheitskompetenz der Österreicher:innen – mit einem ernüchternden Ergebnis: Fast jede:r Zweite hat Schwierigkeiten im Umgang mit Gesundheitsinformationen und -angeboten. Besonders große Herausforderungen bestehen beim Umgang mit digitalen Informationen und bei der Navigation im Gesundheitssystem. Immerhin: Der Anteil der Menschen mit ausreichender bis ausgezeichneter Gesundheitskompetenz stieg seit 2011 von 48 Prozent auf 53 Prozent.

Welche Rolle das Einkommen und die Bildung für die eigene Gesundheit spielen, wurde ebenfalls analysiert. Personen mit geringer formaler Bildung oder niedrigem Haushaltseinkommen haben eine geringere Lebenserwartung und verbringen mehr Lebensjahre in mittelmäßiger oder schlechter Gesundheit. Sie sind häufiger chronisch krank, haben mehr Einschränkungen im Alltag und eine geringere Lebensqualität. So haben Männer und Frauen mit Pflichtschulabschluss eine Lebenserwartung von 76,7 beziehungsweise 82,7 Jahren, Personen mit Matura oder höherem Bildungsabschluss eine von 83,2 beziehungsweise 86,4 Jahren. Dieser Unterschied ist vor allem auf einen ungünstigeren Lebensstil, eine benachteiligte Lebenssituation und eine geringe Inanspruchnahme von Früherkennung und medizinischer Versorgung zurückzuführen.

Eine leicht steigende Tendenz zeigt sich bei der Inanspruchnahme der Vorsorgeuntersuchungen, trotzdem werden diese von nur rund 15 Prozent genutzt. „Als Gesundheits- und Sozialminister ist für mich klar: Es darf keine Frage des Einkommens oder des Bildungsabschlusses sein, ob ich ein langes, gesundes Leben führe“, kommentierte Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) die Ergebnisse des Gesundheitsberichts. „Gerade deswegen rüsten wir im Zuge der beschlossenen Gesundheitsreform nicht nur die medizinische Versorgung für die kommenden Generationen, sondern investieren jährlich 60 Millionen in Gesundheitsförderung und Präventionsprogramme.“ (kagr)

SERVICE: Österreichischer Gesundheitsbericht