Gesundheitswesen könnte mit Biosimilars 500 Millionen sparen

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Die aktuellen Lieferengpässe würden zeigen, wie wichtig es ist, dass es bei Nachahmerprodukten patentfreier Medikamente mehrere Hersteller gibt, heißt es vom Biosimilarsverband Österreich anläßlich seines 4. Geburtstages.

Derzeit gibt es mehr als 60 über die Europäische Arzneimittelagentur EMA zugelassene Biosimilars, von denen 37 in Österreich erhältlich sind. Biosimilars sind hochkomplexe Arzneimittel und in ihrer Herstellung sehr aufwendig und vereinfacht dargestellt Nachfolgemedikamente von patentfreien Biologika. Biosimilars wirken deshalb stark kostendämpfend auf den österreichischen Arzneimittel- und Gesundheitsmarkt. Durch den Einsatz von Biosimilars konnten in Österreich in den vergangenen zehn Jahren bereits 200 Millionen Euro eingespart, rechnet der Biosimilarsverband (BiVÖ) vor. Bis 2023 ist ein Einsparungspotenzial von 500 Millionen Euro möglich. Der Markt für Biologika inklusive Biosimilars in Österreich beträgt rund 1,2 Milliarden Euro. Hier bestehe noch viel Potenzial, denn derzeit werden lediglich 23 % des Biosimilars-fähigen Marktes ausgeschöpft, sagt Sabine Möritz-Kaisergruber, Präsidentin des Österreichischen Biosimilarsverbands und Geschäftsführerin des Pharmaunternehmens Astro-Pharma.

Sie regt daher „dringend“ an, weitere Maßnahmen zu implementieren, die die Verschreibungen von Biosimilars sinnvoll fördern. Die neue Biosimilars-Preisregelung, die seit April 2017 – aber zeitlich begrenzt – in Kraft ist, habe bereits positive Effekte erzielt und zur Aufnahme zahlreicher weiterer Biosimilars in die Kassenerstattung geführt. Um das Einsparungspotenzial von bis zu 500 Millionen Euro für das österreichische Gesundheitssystem realisieren zu können, muss dieses Gesetz aber ins Dauerrecht überführt werden. „Gerade weil bis 2023 mehr als zehn weitere Biologika patentfrei werden, brauchen die Firmen Planungssicherheit. Aber die Vorgaben der Erstattungsregel müssen von allen beteiligten Stakeholdern eingehalten werden, damit Biosimilarsanbieter weiterhin am Markt bleiben und dieses enorme Entlastungspotenzial auch künftig zur Verfügung steht.“

Seit seiner Gründung im April 2016 macht es sich der Biosimilarsverband zur Aufgabe, über Biosimilars zu informieren und sich für faire und nachhaltige Wettbewerbsbedingungen für Biosimilars in Österreich einzusetzen. Ein für den Verband wesentlicher Meilenstein war, dass die von ihm geforderte Biosimilarspreisregel im April 2017 gesetzlich verankert wurde. Biosimilars spielen eine wichtige Rolle bei der meist deutlich kostengünstigeren Behandlung von schweren Krankheiten wie Krebs, Autoimmun- und Stoffwechselerkrankungen und sind somit wichtig für einen breiten Patientenzugang zu innovativen Therapien und damit auch für die Versorgungssicherheit. Wie wichtig ein auch für Biosimilars-Anbieter attraktives Marktumfeld ist, zeigt sich insbesondere jetzt während der Corona-Krise, betont Möritz-Kaisergruber: „In Situationen, wie der derzeitigen Pandemie, wo Fabriken für einige Zeit still stehen müssen, oder wenn Länder, in denen der Rohstoff produziert wird, diesen nicht für den Export freigeben, weil sie ihn für das eigene Land beziehungsweise die eigene Bevölkerung benötigen, kann es ganz schnell zu Lieferengpässen kommen.“ Umso wichtiger sie es, dass mehrere Biosimilarsanbieter am Markt sind, um Patienten auch in schwierigen Zeiten die bestmögliche Behandlung und Versorgungssicherheit gewährleisten zu können. (red)