Grazer Mediziner publizierten Behandlungskonzept für Impf-Thrombose

(c) Meduni Graz

Wissenschafter am LKH-Universitätsklinikum in Graz haben eine Patientin erfolgreich behandelt, die im Zuge einer Corona-Impfung eine Bauchvenenthrombose und eine Lungenembolie erlitten hatte. Die Methode wurde nun im Fachblatt „The Lancet“ veröffentlicht.

Beinahe täglich wurde in den vergangen Wochen von einem möglichen Zusammenhang zwischen dem Vakzin von AstraZenenca und dem Auftreten von Thrombosen als äußerst seltene mögliche Nebenwirkung dieser Covid-19 Schutzimpfung berichtet. Mittlerweile hat die Europäische Arzneimittelaufsicht (EMA) in einer offiziellen Stellungnahme mitgeteilt, dass zwischen der Impfung mit AstraZeneca und der äußerst seltenen Thromboseneigung ein möglicher Zusammenhang besteht, der Nutzen der Covid-19 Schutzimpfung aber definitiv das Risiko überwiegt. Am LKH-Universitätsklinikum Graz wurde auf der an der Klinischen Abteilung für Angiologie eingerichteten Covid-19 Station eine Patientin erfolgreich behandelt, die knapp zwei Wochen nach der Impfung mit AstraZeneca an Symptomen litt, die auf eine Lungenembolie hindeuteten. „Die 51-jährige Frau fand sich mit Symptomen wie Atemnot, Müdigkeit und Husten, an denen sie seit drei Tagen litt, auf unserer Notaufnahme ein“, berichtet Marianne Brodmann, Leiterin der Klinischen Abteilung. Elf Tage zuvor erhielt die Patientin die erste Teilimpfung mit dem Vakzin von AstraZeneca. Zum Zeitpunkt der Aufnahme war die Patientin fieberfrei und verfügte über eine Sauerstoffsättigung des Blutes von 98%. Blutdruck und Pulsfrequenz waren leicht erhöht.

Die Laboruntersuchung zeigte einen Mangel an Blutplättchen (Thrombozytopenie) sowie Veränderungen in der Blutgerinnung. Der Nasenabstrich auf Covid-19 zeigte ein negatives Ergebnis. „Die Untersuchung der Lunge mittels CT diagnostizierte eine massive Lungenembolie“, fasst Thomas Gary den Befund zusammen. In der anschließend durchgeführten Magnetresonanzuntersuchung konnte eine ausgeprägte Bauchvenenthrombose festgestellt werden. „Wir begannen die Therapie mit Niedermolekularem Heparin (LMWH) in reduzierter Dosis, da wir Sorgen betreffend einer Blutungskomplikation hatten“ beschreibt Reinhard Raggam den Beginn der Behandlung. Eine Autoimmunreaktion wurde als Ursache für die Thrombozytopenie angenommen und eine Therapie mit hoch dosiertem Kortison eingeleitet. Im weiteren Verlauf wurden andere Ursachen für die Thrombozytopenie ausgeschlossen. Fünf Tage nach der Aufnahme klagte die Patientin über linksseitige Schmerzen im Unterkörper und die CT-Venographie stellte als Ursache eine Zunahme des Thrombus im Bauchraum dar. Daraufhin wurde die Heparindosis erhöht, worauf die Schmerzen am Folgetag nachließen. In den folgenden sieben Tagen erhöhte sich die Zahl der Thrombozyten und der Spiegel normalisierte sich, worauf die Patientin ca. 2 Wochen nach der Aufnahme nach Hause entlassen werden konnte.

Ursächlich scheint eine Aktivierung der Blutplättchen über ein immunologisches Phänomen zu sein, berichten die Mediziner. Dieses Erkrankungsbild wurde vor einigen Tagen auch von Deutschen und Wiener Wissenschaftern als VITT („Vaccine induced thrombotic thrombocytopenia“) beschrieben. Anders als die vor kurzem beschriebenen Patienten zeigte die Grazer Patientin keinerlei Antikörper gegen Plättchenfaktor 4. Als derzeit neuester Therapieansatz wird in Fachkreisen eine Therapie mit Antikörpern (Immunglobulinen) diskutiert. Insgesamt scheine das Erkrankungsbild der VITT auf die AstraZeneca Impfung eine seltene Nebenwirkung darzustellen (derzeit in Diskussion 1: 100 000). Jüngere Frauen scheinen am gefährdetsten zu sein. Risikofaktoren aus der medizinischen Vorgeschichte scheinen nicht zu bestehen, berichtet die Meduni Graz. Rechtzeitig erkannt und interdisziplinär behandelt scheine das Erkrankungsbild aber – wie man an der Grazer Patientin sieht – eine gute Prognose zu haben. (rüm)

Link zur Publikation