Hintergrund: Das sind die Medizin-Nobelpreisträger

© Nobel Media AB 2018. Photo: Alexander Mahmoud

Der Medizin-Nobelpreis 2020 geht an Harvey J. Alter (USA), Michael Houghton (Großbritannien) und Charles M. Rice (USA) für ihre Beiträge zur Entdeckung des Hepatitis-C-Virus.

Begründet wurde die Entscheidung des Nobelpreiskomitees mit den „wegweisende Entdeckungen, die zum Nachweis eines neuen Virus führten – Hepatitis-C, die die drei Forscher in Summe machten. Seitens des Komitees hieß es weiter, dass Dank der Entdeckungen der drei Preisträger Hepatitis-C jetzt zwar in sehr vielen Fällen geheilt werden könne, es aber weiter ein großes globales Gesundheitsproblem sei. Das Hepatitis-C-Virus, das durch infiziertes Blut übertragen wird, kann sowohl eine akute als auch chronische Hepatitis verursachen. Der Schweregrad kann dabei von einer leichten, einige Wochen dauernden bis hin zu einer schweren, lebenslangen Erkrankung reichen. Viele chronisch Erkrankte bekommen Leberzirrhose oder Leberkrebs. Erst die Erkenntnisse, an denen die heuer ausgezeichneten Wissenschafter maßgeblich beteiligt waren, konnten aufklären, woher die Erkrankungen rührten. Davor grassierte die Krankheit, mit deren chronischer Form auch heute laut der WHO noch über 70 Millionen Menschen zu kämpfen haben, ungehindert.

Die Entdeckungen der Preisträger führten zudem zur raschen Entwicklung von Medikamenten gegen das Hepatitis-C-Virus. „Mit antiviralen Substanzen liegt die Heilungsrate bei Hepatitis-C bei 95 bis fast 100 Prozent“, sagt Univ.-Prof. Dr. Michael Trauner, Leiter der Klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie mit Intensivstation 13H1, Universitätsklinik für Innere Medizin III, Medizinische Universität Wien. Allerdings haben bei weitem nicht alle Betroffenen weltweit Zugang zu einer Therapie. Eine effektive Impfung gegen das Virus gibt es noch nicht, die Forschung gehe aber weiter, verdeutlichte Trauner. Das Kapitel der Hepatitis-C-Forschung sei „auch in Österreich kräftig mitgeschrieben worden”, erzählte Trauner gegenüber der APA. Er verwies auf Studien seines Kollegen Peter Ferenci, in denen Österreich „früh als kleines Land mitkoordiniert” habe. Jetzt sei es hierzulande eher die Herausforderung, alle Patienten zu identifizieren und zu behandeln, es gebe “sicher noch eine beträchtliche Dunkelziffer”.

Harvey J. Alter: Der 1935 in New York geborene Harvey J. Alter begann an den National Institutes of Health (NIH) das Auftreten der mysteriösen Krankheit bei Menschen zu studieren, die zuvor Bluttransfusionen erhalten hatten. In den späten 1970er-Jahren konnte er zeigen, dass der vermutliche Virus-Erreger durch die Verabreichung von Blut auf Schimpansen übertragen wird. Seine Erkenntnisse führten zu der Bezeichnung “Non-a, non-b”-Hepatitis.

Michael Houghton: In Kleinarbeit und mit neuen Forschungsmethoden suchte der 1949 in Großbritannien geborene Houghton nach Erbgut-Spuren des bis dahin unidentifizierten Virus in Proben von Schimpansen und Menschen. Schlussendlich fanden der Virologe und Kollegen die RNA eines neuen Virus aus der Flaviviren-Gruppe, das fortan Hepatitis-C genannt wurde. Houghtons Team entwickelte daraufhin auch einen Test, der die Suche nach dem Erreger in Blutspenden ermöglichte. So konnte in der Folge die Übertragung über Blutpräparate eingedämmt werden.

Charles M. Rice: Den finalen Nachweis, dass das Virus auch tatsächlich die so oft beobachteten Erkrankungen auslöste und wie sich der Erreger vermehrt, lieferte dann der 1952 in Sacramento im US-Bundesstaat Kalifornien geborene dritte Preisträger, Charles M. Rice. (MSP/APA)

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