Ein Medikament zeigt bei bestimmten Lungenkarzinomen auch ohne Chemotherapie hohe Wirksamkeit. Das könnte Operationen und schwere Nebenwirkungen verhindern.
Eine internationale Studie unter Beteiligung österreichischer Forschender hat beim amerikanischen Krebskongress (ASCO) in Chicago neue Perspektiven in der Behandlung von Lungenkrebs vorgestellt. Dabei zeigte sich, dass Osimertinib – ein zielgerichteter Wirkstoff gegen Tumoren mit EGFR-Mutation – bereits vor einer Operation eingesetzt werden kann, um den Tumor signifikant zu verkleinern oder zu beseitigen. In der Untersuchung erhielten 358 Patient:innen mit operablem Lungenkarzinom entweder Osimertinib allein, in Kombination mit Chemotherapie oder ausschließlich Chemotherapie. Die Ergebnisse belegten, dass Osimertinib alleine bei 25 Prozent der Behandelten zu einem sehr guten Ansprechen führte – ähnlich erfolgreich wie die Kombination mit Chemotherapie (26 Prozent), jedoch deutlich wirksamer als Chemotherapie allein (2 Prozent).
Maximilian Hochmair von der Klinik Floridsdorf und dem Karl Landsteiner Institut erklärte, dass die neoadjuvante Therapie das Ziel verfolgt, Tumoren vor dem operativen Eingriff zu verkleinern oder zu beseitigen, um die langfristige Prognose der Patient:innen zu verbessern. Das Lungenkarzinom ist mit rund 4.000 Todesfällen jährlich die häufigste krebsbedingte Todesursache in Österreich. Während früher ausschließlich eine Operation mit anschließender Chemotherapie üblich war, rücken medikamentöse Behandlungen zunehmend in den Fokus – insbesondere bei molekular eindeutig definierten Tumoren, wie jenen mit EGFR-Mutation, die etwa 15 bis 20 Prozent der Patient:innen betreffen.
Die Studie zeigte auch Vorteile hinsichtlich der Nebenwirkungen: Patient:innen, die nur mit Osimertinib behandelt wurden, litten seltener unter schweren unerwünschten Ereignissen im Vergleich zu den beiden anderen Gruppen. Zwar sind die vollständigen Überlebensdaten noch nicht für alle Studienteilnehmer:innen verfügbar, erste Auswertungen zeigen jedoch vergleichbare oder sogar bessere Ergebnisse bei der zielgerichteten Monotherapie. Die Wissenschafter:innen schlussfolgern: Osimertinib bietet bei bestimmten Lungenkrebsformen eine wirksame und nebenwirkungsärmere Alternative zur klassischen Chemotherapie. (red/APA)