Impfdebatte um Apotheken verschärft sich

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Aufgrund von Anlaufschwierigkeiten bei den Covid-Auffrischungsimpfungen sind erneut Diskussionen über das Impfen in den Apotheken entbrannt.

Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) kritisierte am Sonntag in der ORF-Pressestunde die „Anfangsschwierigkeiten“ im niedergelassenen Bereich bei den mittlerweile verfügbaren Covid-Auffrischungsimpfungen – RELATUS berichtete. Weil die derzeitige Lage „unbefriedigend“ sei, brachte Rauch erneut die Apotheken ins Spiel. Eine Wartezeit auf die Corona-Impfung von 14 Tagen bei Ärzt:innen sei zu lange, „das muss einfach rascher gehen“: „Wir haben in Österreich eine Vielzahl von Apotheken, die durchaus in der Lage wären, das anzubieten. Wenn’s dann im niedergelassenen Bereich nicht klappt, dann werden wir es halt dort organisieren müssen“, legte Rauch am Montag nach. Die Reaktionen der Ärztekammer ließen nicht lange auf sich warten. Man wünsche sich mehr Fairness in der Debatte und hätte seine „Hausaufgaben erfüllt“. „Die niedergelassenen Ärzt:innen haben es nicht verdient, dass man versucht, ihnen die Schuld für die Unzulänglichkeiten beim Covid-Impfprogramm in die Schuhe zu schieben und ihnen öffentlich Fristen ausrichtet“, zeigt sich Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer verärgert.

Die Verspätungen bei Bestellmöglichkeit und Lieferung sowie der zusätzliche organisatorische Aufwand durch die nicht vorhandenen Einzeldosen sei nicht den Ärzt:innen anzulasten. In jeder einzelnen Ordination werde mit vollem Einsatz daran gearbeitet, den Patient:innen den Impfschutz so schnell und so komplikationslos wie möglich anbieten zu können. Aufgrund der „leidvollen Erfahrungen“ während der Pandemie, vergebe man Impftermine aber erst, wenn der Impfstoff auch wirklich in den Ordinationen da ist, erklärt Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzt:innen.

Auch aus Kärnten und der Steiermark meldeten sich die Standesvertretungen zu Wort und wiesen die Kritik des Ministers zurück. „Die steirischen Ärzt:innen sind seit Beginn der Covid-19-Impfkampagne deren tragende Säule und impfen schon seit mehr als einer Woche mit dem angepassten Impfstoff“, sagt der Impfreferent in der Ärztekammer Steiermark, Michael Adomeit. In den vergangenen zehn Tagen hätten in der Steiermark bereits mehr als 400 ärztliche Ordinationen rund 20.000 Dosen Impfstoff geordert. Die Ärztekammer Kärnten kritisiert indes die Logistik: „Die Ärztekammer hat schon vor Monaten gefordert, dass alle Covid-Impfungen endlich in Einzelpackungen (Single-use) zur Verfügung gestellt werden. Dies konnte auch bis heute nicht umgesetzt werden“, meint der Ärztekammer-Präsident für Kärnten Markus Opriessnig. Für den zusätzlichen organisatorischen Aufwand durch die nicht vorhandenen Einzeldosen seien daher nicht die Ärzt:innen verantwortlich. Der Impfstoff werde noch immer in Ampullen geliefert, aus denen mehrere Impfdosen mit Einzelspritzen entnommen werden müssten. Könne die Gesamtmenge mangels der entsprechenden Anzahl von impfwilligen Personen nicht rasch verimpft werden, müsse der Rest verworfen werden.

Während sich der Gesundheitsminister und die Ärztekammer Schlagabtäusche liefern, unterstrich Apothekerkammer-Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr im Rahmen des Welt-Apotheker:innentages erneut die Bereitschaft der Apotheken, Impfungen durchzuführen und grundsätzlich stärker im niedergelassenen Bereich eingebunden zu werden. Die Apotheke vor Ort könne als „zentrale Wegweiserin in Gesundheitsfragen“ sowie „Schnittstelle zu Ärzt:innen und Kliniken, Beraterin über Präventionsmaßnahmen und gesunden Lebensstil oder als Begleiterin im Disease Management von chronisch erkrankten Patient:innen“ fungieren. Und: „Auch die Herstellung maßgeschneiderter Arzneimittel bei bestimmten Indikationen oder nicht lieferbaren Fertigpräparaten, Impfungen oder moderne Gesundheitstests gehören dazu“, betonte Mursch-Edlmayr. Die Patient:innen müssten so keine langen Wartezeiten auf Termine in Kauf nehmen, und Mediziner:innen würden „wichtige Zeit für die Behandlung ernster Erkrankungen und Verletzungen“ dazugewinnen. (kagr)