Jetzt wehrt sich die Ärzteschaft in den Bundesländern

Gegen die Kritik aus Ministerium, Ländern und der ÖGK laufen jetzt auch die Ärztekammern in den Bundesländern Sturm. RELATUS bringt einen Überblick.

Die Ärztekammer Steiermark, Oberösterreich und Tirol „verwehren“ sich gegen Angriffe des ÖGK-Arbeitnehmerobmannes, Andreas Huss, und die Kritik des Gesundheitsministers. In Kärnten wiederum gibt es im Vorfeld der Landtagswahlen Zoff mit der Landespolitik. Für Kritik sorgt vor allem der Vorwurf, die Ärztekammer würde gegen Primärversorgungseinheiten ein Veto einlegen. Michael Sacherer, Präsident der Ärztekammer Steiermark: „Wir sehen in funktionierenden Primärversorgung eine hilfreiche Ergänzung von Einzelordinationen, die auch Spitäler tatkräftig entlasten kann.“ Durch seine haltlosen Beschuldigungen der Ärzteschaft erschwere Huss auch das konstruktive Bemühen der Ärztekammer und der ÖGK, auf Landesebene Lösungen zur Verbesserung der ärztlichen Versorgung der Bevölkerung zu entwickeln“, warnte der Obmann der niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte in der Steiermark, Ärztekammer-Vizepräsident Dietmar Bayer. Offenbar wisse Huss nicht einmal „welchen Schaden er mit seinen Wortmeldungen anrichtet“, sagte Bayer.

„Herr Huss will mit seinen untergriffigen Aussagen nur vom totalen Versagen in seinem eigenen Haus ablenken“, argumentierte Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer für Oberösterreich am Montag. Denn seit der „misslungenen und geldverschwenderischen Kassenfusion“ sei die ÖGK ein Wiener Moloch, in dem die Landesstellen am Gängelband hängen. „Daher sitzen die wahren Betonierer in der ÖGK in Wien“, formulierte Niedermoser. „Wir waren es, die in den vergangenen Jahren immer darauf hingewiesen haben, dass sich die Situation rund um die dramatisch steigende Zahl der offenen Kassenstellen verschärfen wird. Dabei haben wir auch immer wieder auf die anstehende Pensionierungswelle hingewiesen.“ Offensichtlich schaffte es die ÖGK aber nicht, den Ärzt:innen attraktive Bedingungen anzubieten, um diese ins Kassensystem zu bringen. „Das Schlechtreden des Systems wird dabei sicher auch nicht helfen.“ Es sei erstaunlich, dass ein Arbeitsnehmervertreter eine starke Interessensvertretung wie die Ärztekammern in Frage stellt, wunderte sich Niedermoser.

Der Tiroler Ärztekammerpräsident Stefan Kastner wartet mit zwei Vorschlägen auf, wie dem Ärztemangel und der Überlastung der Spitäler entgegengewirkt werden könnte. Für die Bekämpfung des Ärztemangels brauche es eine „kurzfristige Jobgarantie“ für Absolventen des Medizinstudiums, sagte Kastner im APA-Interview. Dies solle gesetzlich normiert werden. Dass viele Studierende, die das Medizinstudium absolviert haben, nach ebendiesem Österreich verlassen und ins Ausland gehen, sei „verständlich“, sagt Kastner. „Es gibt oft monatelange Wartezeiten auf Ausbildungsplätze. Im Ausland finden sie oft rascher einen Job und werden oft wertschätzender behandelt.“ Man habe jedenfalls derzeit in Tirol „mehr Interessenten als Stellen für die Ausbildung, weil Planstellen fehlen“. Den übermäßigen Patientenströme in die Krankenhäuser außerhalb der Regelzeiten der Arztpraxen und Primärversorgungseinheiten will Kastner mit dem Ausbau der Gesundheitshotline „1450“ entgegenwirken. (APA)

Die Kärntner Ärztekammer wiederum kritisiert einen verspäteten und „inakzeptablen Gehaltsabschluss und seit Jahren nicht behobene Missstände“, wie die Diskriminierung heimischer Ärzt:innen bei der Gehaltseinstufung. Kärnten sei damit einmal mehr trauriges Schlusslicht. „Die Beschäftigtensituation an den Landesspitälern ist alles andere als rosig. Ich schaue wöchentlich auf die Homepage der KABEG. Da sind bis zu 50 freie Arztstellen ausgeschrieben. Es gibt Abteilungen, wo mehrere Ärztinnen und Ärzte gesucht werden“, sagt Petra Preiss, Obfrau der Kurie der angestellten Ärzte und selbst Herz- und Gefäßchirurgin am Klinikum Klagenfurt. Da sei mittlerweile auch für Außenstehende erkennbar, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Patient:innen nicht mehr in gewohnter Weise versorgt werden können und „so unserem Gesundheitssystem ein Kollaps droht.“ Am Donnerstag wird daher in einer internen Versammlung der Abteilungssprecher:innen der KABEG-Spitäler über die Planung erster Protestmaßnahmen beraten. (rüm)