Kassenverluste summieren sich auf 8,4 Milliarden Euro

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Die Krankenversicherungen rechnen laut neuester Prognose bis 2029 mit Milliarden-Defiziten. ÖGK-Obmann Peter McDonald gibt sich dennoch zuversichtlich und will bis 2026 eine schwarze Null schreiben.

Ohne Sparpaket wird es wohl nicht gehen – da werden auch die zusätzlichen Mittel aus den Erhöhungen der E-Card-Gebühr und der Kassenbeiträge der Pensionist:innen nicht reichen: Die finanziellen Aussichten der heimischen Krankenversicherungen sind düster, glaubt man der jüngsten Gebarungsvorschau des Dachverbandes der Sozialversicherungen. Demnach könnten die Kassen heuer erstmals die Grenze von einer Milliarde Euro überschreiten und rechnen mit 1.073,3 Milliarden Euro Verlust. 906,7 Millionen davon entfallen allein auf die ÖGK. Doch auch die BVAEB (-149,9 Millionen) und die SVS (-16,7 Millionen) rechnen mit einem Minus. Rechnet man die Verluste seit dem Start der Kassenfusion und die Prognosen bis 2029 zusammen, steigen die Verluste insgesamt auf 8,404 Milliarden Euro.

Doch so schlimm werde es nicht kommen, versucht Obmann Peter McDonald (ÖVP) am Freitag gegenüber der APA zu beruhigen. Er will das Defizit noch heuer um 650 Millionen Euro auf rund 250 Millionen Euro reduzieren und 2026 eine schwarze Null einfahren. Die alle drei Monate fällige Gebarungsvorschau bildet laut McDonald nur ab, was bereits Umsetzungsauswirkungen hat. „Der Großteil von dem, was wir umsetzen werden, ist darin noch nicht eingepreist“, betonte er: „Wir bleiben auf dem Pfad, den wir uns vorgenommen haben, nämlich einer schwarzen Null im Jahr 2026 als Ziel.“ Die Erhöhung des Krankenversicherungsbeitrags für Pensionisten von 5,1 auf 6,0 Prozent sowie die Erhöhung der E-Card-Servicegebühr von 13,80 auf 25 Euro, seien in der „bürokratischen“ Vorschau an die Aufsicht noch nicht berücksichtigt.

Dazu kämen die geplanten Einsparungen in der eigenen Verwaltung und die Zurückhaltung bei den Abschlüssen mit den Vertragspartnern, also etwa den Ärzt:innen, die man sich vorgenommen hat. Auch die Reduktion „medizinisch unnotwendiger Überversorgung“ und das „Abstellen von manch eingerissenen Fehlentwicklungen“ werden angepeilt. Alles andere wäre unethisch, so McDonald: „Wir dürfen uns nicht scheuen zu sagen, was medizinisch nicht notwendig ist, kann von der Versichertengemeinschaft auch nicht bezahlt werden.“ Für die Zeit nach 2026 strebt McDonald dann sogar Überschüsse an, um wieder Rücklagen bilden zu können. Die Alterung der Bevölkerung, medizinischer Fortschritt und neue Technologien machten das notwendig, auch im Wissen, dass man die Wirtschaft entlasten müsse.

Der Kassenobmann ortet positive Reaktionen auf diesen Konsolidierungskurs aus verschiedenen Berufsgruppen, etwa dem Physiotherapeuten-Verband oder der Orthopädie. Auch mit der Ärztekammer sei man in einer Arbeitsgruppe im Austausch, wie man medizinisch Unnotwendiges von Notwendigem trennen könne. In der Tasche habe man diese finanzielle Kehrtwende aber noch keineswegs, räumt er ein. „Wir werden es nur schaffen, das Defizit um 650 Millionen Euro zu reduzieren, wenn wir die Maßnahmenumsetzung in der Verwaltung und bei den Vertragspartnern am Verhandlungstisch schaffen, die Reduktion von Überversorgung und Fehlversorgung umsetzen. Das ist nichts, was einfach von allein kommt.“ Und: „Das sind ambitionierte Ziele. Vielleicht scheitern wir bei einzelnen, andere werden wir dafür aber übererfüllen.“ (rüm/APA)