Kommentar: Warum der Schutz der Gesundheitsberufe jetzt wichtig ist

Martin Rümmele ist Chefredakteur von Relatus.

Ausgangsbeschränkungen und Ladenöffnungszeiten sowie die Eindämmung der wirtschaftlichen Folgen der Krise beherrschen derzeit die Corona-Debatte. Was aber kaum gehört wird, ist der Aufschrei der ungeschützten Gesundheitsberufe.

Man müsse alles tun, um die Intensivkapazitäten in den Krankenhäusern verfügbar zu halten, hieß es zu Beginn der Corona-Krise in Österreich. Die Zahl der Infektionen und schweren Erkrankungen sollte deshalb so gering wir möglich gehalten werden. Die Maßnahmen dazu sind bekannt, die Debatte über das sinnvolle Maß auch. Viel zu wenig wird aber diskutiert, was derzeit Gesundheitsberufe leisten. Und viel zu wenig wird gehört, dass Ärzte, Apotheken, Pflegekräfte und andere Gesundheitsberufe seit Wochen aufschreien, weil sie zu wenig Schutzausrüstung haben. Niedergelassenen Ärzten wurde zu Beginn sogar unterstellt, dass sie sich selbst um Schutzausrüstung hätten kümmern müssen. Apotheker haben in Eigenregie Plexiglaswände über die Tara gebastelt, damit sie geschützt sind. Am Wochenende ist erstmals ein Arzt an Covid 19 in Österreich verstorben. Wirklich wahrgenommen wurde das medial kaum. Manche Medien fragt stattdessen, wie viele seiner Patienten der Arzt abgesteckt haben könnte.

Viel mehr müssen wir uns fragen, wie wir jene, die an vorderster Front im Corona-Kampf stehen, schützen können. Und wir müssen alle Kräfte mobilisieren, um das dann auch in die Tat umzusetzen – und zwar rasch. Denn sie sind es, die uns schützen. Nicht nur vor Covid 19, sondern auch vor allen andere Erkrankungen, die auch während Corona nicht verschwunden sind. Sie sind es, die uns betreuen oder unsere Angehörigen pflegen, wenn das notwendig ist. Der Schutz beginnt damit, dass jeder von uns mithilft, damit sich möglichst wenige Menschen mit dem Virus SARS-CoV-2 infizieren. Der Schutz beginnt auch damit, dass wir aufhören zu überlegen, ob die Krise das wirtschaftliche Herunterfahren rechtfertigt. Das ist jenes Denken, das in den vergangenen Jahren den Spardruck im Gesundheitswesen erhöht hat. Wohin das führt sieht man in Ländern mit kaputtgesparten und (teil)privatisierten Gesundheitssystemen wie Italien, Spanien, Frankreich, England oder Deutschland – wo massiv Intensivkapazitäten fehlen. Gesundheitsberufe sind jene, die den intensivsten Kontakt zu Risikogruppen haben. Mit ihren steht und fällt nicht nur die Versorgung, sondern auch die Eindämmung der Krise. (rüm)