Kommentar: Was „Wutärzte“ mit Büchern bewegen

Martin Rümmele ist Chefredakteur von Relatus.

Dieser Tage sind gleich zwei Bücher erschienen, bei denen sich Ärzte kritisch mit dem Gesundheitswesen auseinandersetzen. Dank medialem Echo durften sie sogar beim Minister vorsprechen.

Bücher von Ärzten, die sich kritisch mit dem Gesundheitswesen auseinandersetzen sind keine Seltenheit. Meist schildern sie persönliche Erfahrungen, die wiederum nicht immer auf das gesamte System umzulegen sind. Die Medien neigen dennoch zunehmend dazu, diese Ärzte als „Wutärzte“ zu titulieren. Dabei hilft es meist, wenn das Gesundheitswesen als kurz vor dem Kollaps stehend dargestellt wird. Das ist ein zweischneidiges Schwert: zum einen bekommt man entsprechende Öffentlichkeit und wie nun in zwei Fällen sogar einen Gesprächstermin beim Minister, zum anderen erweckt man aber eben in der Öffentlichkeit das Gefühl, dass eine grundlegende Reform wichtig ist und die herrschenden Eliten dazu nicht fähig sind – weder die Standesvertretung, noch die Politik.

Wer aber soll dann helfen? Und wie? Mit pauschaler Kritik bereitet man auch den Boden auf für Reformen, wie die jüngste Kassenzusammenlegung deren Folgen noch nicht wirklich absehbar sind. Versprochen wurde ein „Patientenmilliarde“. Wann sie kommt, ist aber offen. Selbst Kassenfunktionäre sprechen nun von fünf bis sieben Jahren. Das ist die Kehrseite von solchen Büchern. Das Positive: die Geschichten geben den Problemen ein Gesicht. Damit wird die Debatte über Probleme im System, wie der Ärztemangel, für ein breites Publikum greifbar. Wichtig ist, dass dieses Klima dann genutzt wird, um konstruktiv Lösungen zu diskutieren. (rüm)