Krebshilfe ortet weniger Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen

Die Krebshilfe warnt vor einem Rückgang bei präventiven Untersuchungen. Im Vorfeld des Wiener Krebstages am kommenden Montag wurde gefordert, dass alle Krebspatienten eine dritte Corona-Impfung erhalten sollen.

„Die Covid-19-Pandemie hat unser Gesundheitssystem vor vielfältige Herausforderungen gestellt“, sagt Gabriela Kornek, Ärztliche Direktorin des Universitätsklinikums AKH Wien und Präsidentin des Vereins „Leben mit Krebs“. „Beispielsweise war und ist neben der bedarfsgerechten intensivmedizinischen Versorgung der Bevölkerung auch die zeitnahe Behandlung schwerwiegender Erkrankungen wie beispielsweise Krebs von immenser Bedeutung. Um dieses Angebot zu gewährleisten, wurde beispielsweise in Wien sehr frühzeitig auf intensive Zusammenarbeit der diversen Krankenhäuser gesetzt.“ Zahlen aus Österreich würden zeigen, dass es im ersten Lockdown einen Rückgang bei den Früherkennungsuntersuchungen um 50 bis 60 Prozent gegeben habe, im zweiten Lockdown etwas weniger“, betonte der Präsident der Österreichischen Krebshilfe, der Wiener Gynäkologe Paul Selvelda im Vorfeld des Wiener Krebstages am kommenden Montag. „Es gibt Berechnungen, dass wir in fünf Jahren um fünf bis elf Prozent mehr Krebs-Todesfälle haben werden, weil die Diagnosen später gestellt worden sind.“

Deshalb sollten wieder alle Menschen dringend zu den Vorsorge- und Früherkennungsuntersuchungen gehen, empfahl Sevelda. Andernfalls könnte Covid-19 wegen zu späten Krebsdiagnosen die enormen Fortschritte der Krebsmedizin in den vergangenen Jahren zumindest zum Teil zunichtemachen. Der Wiener Onkologe Christoph Zielinski nannte dazu ein Beispiel: „Mit der modernen Immuntherapie sind nach fünf Jahren noch 40 Prozent von bestimmten Lungenkrebspatienten am Leben. Das ist ein unglaublicher Schritt vorwärts. Das Ergebnis ist, dass wir von Jahr zu Jahr um drei Prozent weniger Krebssterblichkeit haben. Von 2016 auf 2017 waren es um 2,6 Prozent weniger.“

Die Vorsitzende des nationalen österreichischen Impfgremiums, die Wiener Vakzinologin Ursula Wiedermann-Schmidt, sprach sich zudem vehement für den „dritten Stich“ für alle Krebspatienten, für bereits Durchgeimpfte ab 65 Jahren, Risikopersonen mit chronischen Erkrankungen sowie für Auffrischungsimpfungen für alle Angehörigen der Gesundheitsberufe aus. „Die ersten dieser dritten Impfungen sollten mit September dieses Jahres beginnen“, sagte sie. (red)