LDL-Cholesterin: neue Therapien, wenig Bewusstsein 

Cholesterin Allianz/APA-Fotoservice/Tanzer

Trotz hoher Relevanz wird LDL-Cholesterin in Österreich laut Expert:innen oft unterschätzt. Neue Therapieansätze und gezielte Vorsorge sollen das Risiko senken. 

Im Bereich des LDL-Cholesterins gibt es gute und schlechte Nachrichten. Die gute Nachricht: Neue Therapien zeigen beeindruckende Ergebnisse. Für Patient:innen, bei denen Statine nicht ausreichen oder nicht vertragen werden, gibt es mit den sogenannten PCSK9-Hemmern eine sehr gute Ergänzung, erklärte Martin Clodi, Präsident der Cholesterin Allianz, im Rahmen eines Pressegesprächs. Die Hemmer können das LDL um bis zu 60 Prozent senken und sind in der klinischen Praxis etabliert. Dennoch fehlt es laut Clodi teilweise aber noch an Zugang zu diesen Therapien – auch, weil das Bewusstsein dafür fehlt. Bisher wurden die PCSK9-Hemmer nur von Ärzt:innen in Fachzentren und nur mit chefärztlicher Bewilligung verschrieben. Ab Juli können die modernen Arzneimittel auch von niedergelassenen Internist:innen und Neurolog:innen mit Erfahrung bei Lipidtherapien verschrieben werden. Derzeit nehmen bereits 30.000-50.000 Österreicher:innen PCSK9-Hemmer.

Die schlechte Nachricht: Erhöhtes LDL-Cholesterin ist laut Clodi nach wie vor mitverantwortlich für 28 Prozent aller Todesfälle durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen in Österreich. Dennoch bleibt das Bewusstsein dafür in der Bevölkerung „unverändert viel zu gering“. Besonders bei jungen Erwachsenen werden die empfohlenen Zielwerte oft nicht erreicht. Ein dauerhaft niedriger LDL-Wert, idealerweise bereits ab der Jugend, senkt das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfall aber deutlich. Clodi verwies darauf, dass „das Risiko für koronare Herzkrankheiten direkt mit der kumulativen Exposition gegenüber LDL-Cholesterin korreliert“. Diabetes und Adipositas erhöhen das Risiko noch einmal. Es brauche mehr Zeit für Aufklärungsgespräche – und eine entsprechende Honorierung dieser – fügte die Internistin Karin Hawlisch-Höfferl hinzu.

Die Expert:innen rückten außerdem die oftmals übersehene Rolle von Lipoprotein(a), kurz Lp(a), in den Fokus – ein genetisch bestimmter Risikofaktor für kardiovaskuläre Ekrankungen. Lp(a) sei bislang weitgehend unbeeinflussbar durch herkömmliche Maßnahmen wie Lebensstiländerung und klassischen Cholesterinsenkern, meinte Thomas Stulnig, Vorstand der 3. Medizinische Abteilung Innere Medizin an der Klinik Hietzing. Erste Studien mit neuen Wirkstoffen wie Antisense-Oligonukleotiden und siRNA zeigen jedoch vielversprechende Ergebnisse – mit Reduktionen des Lp(a) um bis zu 95 Prozent. Die Ergebnisse der laufenden Phase III Studien werden 2026 erwartet. Sie könnten die Therapien „weiter revolutionieren“. „Man muss ihn nur einmal im Leben bestimmen lassen. Jede:r sollte seinen Lp(a)-Wert kennen“, waren sich die Expert:innen einig.

Mit der Kampagne „Aktiv gegen hohes Cholesterin“ und einer österreichweiten Tour mit dem Health Mobil der Österreichischen Gesellschaft vom Goldenen Kreuze (ÖGGK) will die Cholesterin Allianz Aufklärung vorantreiben. Dabei wurden Check-ups zu LDL-Cholesterin, HbA1c und Blutdruck angeboten. Bei 273 getesteten Personen zeigten sich erhöhte Werte bei Cholesterin (21 Prozent), LDL (18 Prozent), Blutzucker (19 Prozent) und Blutdruck (22 Prozent) – teils trotz Dauermedikation, wie Erika Sander, Generalsekretärin der ÖGGK erklärte. „Diese Ergebnisse sollten die Alarmglocken schrillen lassen“, mahnte Clodi abschließend. (kagr)