Lungenspezialisten erwarten Entspannung nicht vor Sommer 2021

Die Corona-Pandemie könnte noch das gesamte nächste Jahr dauern, fürchten Experten. Bei einer Pressekonferenz der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie (ÖPG) gaben sie Einblicke in den Forschungsstand.

Von Mittwoch bis Freitag läuft der Jahreskongress der österreichischen Lungenspezialisten und Thoraxchirurgen in Österreich. Zu Wochenbeginn gab es bereits einen ersten Einblick und vor allem Einschätzungen der Pneumologen zur Corona-Pandemie. Und die ist nicht unbedingt rosig. Die Gesellschaft werde sich auf längere Zeit mit SARS-CoV-2 und COVID-19 einstellen müssen, sagt Tobias Welte (Medizinische Hochschule Hannover): „Die Erwartungshaltungen bezüglich der Impfstoffentwicklung waren deutlich zu optimistisch.“ Aussagen zu Wirksamkeit und Verträglichkeit werde es Ende dieses Jahres, Anfang nächsten Jahres geben. Ein breit anwendbarer Impfstoff werde aber erst deutlich später zur Verfügung stehen können. Welte: „Wir werden mit diesem neuen Virus und mit der Pandemie diesen Herbst, den Winter 2020/2021 und in das Jahre 2021 hinein leben müssen. Es bleibt nichts übrig, als ‚auf Sicht zu fahren‘.“

Die Bevölkerung müsse verstehen, dass die kleinen Einschränkungen, wie Abstand zu halten, Mund-Nasen-Schutz und Desinfektion gegenüber einem Lockdown eine Kleinigkeit sind. Von einer möglichen Post-COVID-19-Zeit werde man wahrscheinlich erst frühestens im Sommer 2021 oder gar erst 2022 sprechen können. Der Generalsekretär der ÖGP, Bernd Lamprecht (Kepler Universität Linz), betonte den Fortschritt im Wissen der Medizin. Mit Remdesivir und Dexamethason habe man bereits in bestimmten Stadien der Erkrankung wirksame Medikamente. Die Sterblichkeit bei Schwerkranken COVID-19-Patienten sei um zehn bis 15 Prozent reduziert worden. Auch in der künstlichen Beatmung der Patienten habe man dazugelernt. Fragen eines Post-COVID-19-Syndroms mit bleibenden Schäden, wie man sie derzeit oft beobachte, seien aber noch ungeklärt. (red)