Mediziner fordern Konzepte für Zeit nach Lockdown

(c) ÖÄK/Bernhard Noll

Gesundheitsexperten fordern Strategien für die Zeit nach dem bis 6. Dezember geltenden Lockdown. Es brauche Präventionskonzepte für die Wiederöffnung der Schulen und der Geschäfte, hieß es bei einer Pressekonferenz der Ärztekammer.

Man müsse die kommenden zweieinhalb Wochen nutzen, um Präventionskonzepte zu entwickeln für die Wiederöffnung der Schulen, für Menschenmassen beim Einkaufen und dafür, „wie man Weihnachten feiern wird“, sagte Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der Meduni Wien am Donnerstag bei einer Pressekonferenz der Ärztekammer (ÖÄK). Auch das Contact Tracing müsse besser funktionieren. „Wichtig ist, dass man sich überhaupt etwas überlegt“, betonte Hutter. Der Experte vom Zentrum für Public Health der Meduni Wien riet beispielsweise dazu, für Schulen und Kindergärten Lüftungen bereitzustellen, wo mechanisches Lüften nicht ausreicht. Außerdem werde es nach dem 6. Dezember zu Hotspots beim Einkaufen kommen. Hier sei offen, wie das unter Kontrolle zu halten sei, wie man eventuell staffelt und mit den Öffnungszeiten umgeht. Beim Weihnachtsfest dürfe dann nicht das „verspielt“ werden, was zuvor mit Anstrengungen erreicht wird, warnte Hutter. Es müsse langfristig gedacht werden, „wie wir da durchkommen“.

Er betonte, dass sich die Wirksamkeit des zweiwöchigen Teil-Lockdowns vor der aktuell geltenden Maßnahmenverschärfung bereits abbildet. „Heute oder morgen könnte ein Plateau erreicht sein“, sagte Hutter zur Zahl der Neuinfektionen. „Das heißt aber noch nicht, dass es nach unten geht.“ Denn der Trend würde sich in den Spitälern erst mit einer Verzögerung zeigen. Hutter geht aber davon aus, dass auch der verschärfte Lockdown Wirksamkeit zeigen wird. Auch bei den nach dem Lockdown geplanten Massentests „muss ein gutes Konzept vorhanden sein“, forderte ÖÄK-Vizepräsident Herwig Lindner. „Alleiniges Testen wird eine dritte Welle nicht verhindern“, warnte Hutter. Ganz wichtig sei die Nachverfolgung.

ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres rief zur Einhaltung der geltenden Maßnahmen auf. „Die Situation betreffend der Pandemie ist eine durchaus kritische und ernste“, warnte er. Entscheidend für das Meistern der Krise ist die Kapazität der Spitäler, so der Ärztekammer-Präsident. Die Hoffnung sei, dass mit dem verschärften Lockdown, der seit Dienstag gilt, mit einer Verzögerung von zwei Wochen auch die Zahl der Intensivpatienten nach unten geht, „so dass wir ganz knapp an einem Worst Case vorbei geschrammt sind“, dass nicht mehr alle Patienten die beste Behandlung bekommen können. Wo Szekeres mehr Testungen forderte, sind die Pflegeheime, die nach am Donnerstag bekannt gewordenen Daten auch in der aktuellen zweiten Welle ein Hotspot der Pandemie in Österreich sind. Insbesondere das Personal, das die Infektionen ins Haus bringe, solle regelmäßig getestet werden, sagte Szekeres. (rüm)

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