So reagieren Mediziner auf Lockdown und elektronische Krankschreibung

© MedUni Wien/Felicitas Matern

Bis Mitte November muss nach Einschätzung der Regierung die Trendwende geschafft sein, sonst droht eine Überlastung der Intensivmedizin. Ärztekammer und Intensivmediziner begrüßen die Maßnahmen.

Österreich stehe in der Corona-Pandemie „im Wettlauf mit der Zeit“, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) am Wochenende. Er gehe aber davon aus, dass „wir es rechtzeitig schaffen werden“ eine Überlastung der Intensivmedizin und damit Triage zu verhindern, dann könne man Anfang Dezember wieder schrittweise öffnen. Die Österreichische Ärztekammer (ÖÄK) befürwortet die für den zweiten Lockdown angekündigten Regelungen. „Die von der Regierung vorgeschlagene Palette an Maßnahmen ist leider notwendig geworden“, betonte ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres. „Die Warnungen vor allem der Intensivmediziner sind absolut ernst zu nehmen – es droht uns aufgrund der Zahl der Infizierten, die in den vergangenen Tagen exponentiell gestiegen ist, in den nächsten 14 Tagen ein deutlicher Anstieg bei schwer erkrankten und intensivpflichtigen Patienten.“ Die Infektionskette müsse also dringend unterbrochen werden, sagte Szekeres. „Wir müssen alle gemeinsam verhindern, dass schwer Erkrankte ohne entsprechende Behandlung bleiben müssen. Alle Appelle an die Bevölkerung sind leider ohne Erfolg geblieben, daher bedarf es nun der heute präsentierten Maßnahmen.“

Positiv bewertet auch die Österreichische Gesellschaft für Anästhesie, Reanimation und Intensivmedizin (ÖGARI) das von der Regierungsspitze angekündigte Maßnahmenpaket. „Wir begrüßen diese aktuellen Schritte im Pandemie-Management, die aus Sicht unseres Fachgebietes dringend erforderlich waren“, sagt ÖGARI-Präsident Klaus Markstaller. „Die Einschränkungen verlangen uns allen viel ab, aber es ist auch im Interesse von uns allen hoch an der Zeit, die gefährliche Dynamik einzubremsen, die sich bei den Zahlen der Neuinfektionen, Spitalsaufnahmen und Aufnahmen auf den Intensivstationen entwickelt hat.“ Wenn die Maßnahmen jetzt konsequent gelebt würden, so der ÖGARI-Präsident, „dann haben wir gute Karten, die Infektionsdynamik positiv zu beeinflussen.“ Es gäbe zahlreiche Belege dafür, dass eine Einschränkung von Kontakten und eine Risikoreduktion durch die bekannten Regeln – Abstand halten, Händehygiene, Mund-Nasenschutz und regelmäßiges Lüften – zentrale Instrumente sind, um die Kontrolle über die Pandemieentwicklung zurückzuerlangen.

Bei der Österreichischen Ärztekammer zeigt man sich auch erfreut über die Wiedereinführung der elektronischen Krankschreibung. „Es hat zwar unnötig lange gedauert und es bedurfte leider erst einer bedrohlichen Steigerung der Infektionszahlen, aber schlussendlich hat sich auch der Wirtschaftsflügel der Österreichischen Gesundheitskasse der Realität gestellt“, kommentierte Johannes Steinhart, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte, die Wiedereinführung ab kommender Woche. „Die Österreicherinnen und Österreicher sind nachweislich verantwortungsbewusst mit dieser Möglichkeit umgegangen – sehr spät, aber doch haben auch innerhalb der ÖGK alle eingesehen, dass es keinen Grund für Misstrauen gegen die eigenen Versicherten gibt“, sagt ÖÄK-Präsident Thomas Szekeres. (red)

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