Neue Erkenntnisse zu Sterberisiko bei Verbrennungen

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Vorerkrankungen können die Überlebensrate nach schweren Verbrennungen verringern. Eine aktuelle Studie der MedUni Wien zeigt, welche Erkrankungen das sind.

Trotz enormer medizinischer Fortschritte stellen schwere Verbrennungen nach wie vor potenziell lebensbedrohliche Verletzungen dar. Als Entscheidungshilfe für Therapiemaßnahmen und zur Beurteilung der Überlebenswahrscheinlichkeit von Patient:innen stehen den Ärzt:innen sogenannte klinische Scores zur Verfügung, in denen relevante Parameter berücksichtigt werden. Das Problem: Vorerkrankungen wurden in diese Modelle bisher nicht einbezogen. Nun hat ein Forschungsteam der MedUni Wien erstmals gezeigt, dass insbesondere chronische Nieren- und bestehende Herzkreislauf-Erkrankungen einen negativen Einfluss auf die Prognose der Betroffenen haben. Die Studie wurde aktuell im Fachjournal „Surgery“ publiziert.

In die Studie eingeschlossen wurden Daten von 1.193 Patient:innen, die zwischen 2000 und 2019 an der Intensivstation für Schwerbrandverletzte der Universitätsklinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie von MedUni Wien und AKH Wien behandelt wurden. Dabei wurde neben gängigen Parametern erstmals auch der Einfluss von chronischen Vorerkrankungen in die Analyse miteinbezogen. Wie die Untersuchungen zeigten, wirken sich chronische Nierenerkrankungen besonders negativ auf die Prognose der Patient:innen aus: 48,6 Prozent der Brandverletzten mit beeinträchtigter Nierenfunktion überlebten ihre schweren Verbrennungen nicht. Von den Patient:innen mit vorbestehenden Herzkreislauf-Erkrankungen konnte rund ein Drittel nicht gerettet werden. Laut Studienleiterin Annika Resch von der Universitätsklinik für Plastische, Rekonstruktive und Ästhetische Chirurgie der MedUni würde die Untersuchung zwar zeigen, dass sich die Prognose von Schwerbrandverletzten „durch die stetige Weiterentwicklung der Therapiemöglichkeiten von Jahr zu Jahr verbessert“. Bei Menschen mit schweren Verbrennungen und Vorerkrankungen der Nieren oder des Herzens bestehen trotz der medizinischen Fortschritte weiterhin unterdurchschnittliche Überlebensraten.

Verbrennungsunfälle gehören zu den häufigsten Unfällen weltweit und sind Schätzungen nach für rund 180.000 Todesfälle jährlich verantwortlich. Großflächige Verbrennungen stellen schwere Verletzungen dar, die mehrwöchige Behandlungen an spezialisierten Einrichtungen erfordern und zudem als Hautpursache für chronische körperliche Einschränkungen gelten. Für die Beurteilung und Behandlung der Verbrennungen werden im klinischen Alltag sogenannte Scores verwendet. Der „Abbreviated Burn Severity Index“ (ABSI) ist dabei ein besonders häufig genütztes Modell. „Künftige Studien sollen zeigen, ob unsere Erkenntnisse in diesen und andere Scores integriert werden können“, fasst Annika Resch die neu entdeckte Möglichkeit zur weiteren Verbesserung der (personalisierten) Therapie von Schwerbrandverletzten zusammen. (red)

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