Neue Erkenntnisse zu Stent-Thrombosen

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Eine Studie der MedUni Wien zeigt, unter welchen Bedingungen das Risiko für gefährliche Stent-Thrombosen bei Herz-Operationen um ein Dreifaches ansteigt.

Über 26.000 Österreicher:innen bekommen jedes Jahr koronare Stents zur Behandlung von Angina pectoris oder Herzinfarkten implantiert. Bei 0,8 bis zwei Prozent der Patient:innen tritt allerdings innerhalb von 30 Tagen nach dem Eingriff eine akute Gerinnselbildung auf, die das Implantat verstopft – mit möglicherweise tödlichen Folgen. Eine neue Studie der Medizinischen Universität Wien, die im Journal of the American Heart Association (JAHA) veröffentlicht wurde, zeigt erstmals, dass eine akute Entzündung das Risiko für Stent-Thrombosen um ein Dreifaches erhöht.

Im Rahmen der Studie analysierte das Team um Erstautor Konstantin Krychtiuk und Studienleiter Walter Speidl von der Klinischen Abteilung für Kardiologie der Universitätsklinik für Innere Medizin II der MedUni Wien die Daten von 11.327 Patient:innen, die innerhalb des vergangenen Jahrzehnts einen Stent erhalten hatten. Die Analyse zeigt, dass sich das Risiko für eine Stent-Thrombose verdreifacht, wenn zum Zeitpunkt der Herzkatheter-Untersuchung eine akute Entzündung besteht. Diese war durch erhöhte Werte des Entzündungsmarkers C-reaktives Protein (CRP) und der Anzahl der weißen Blutkörperchen festgestellt worden. Blutuntersuchungen werden in Vorbereitung auf eine Herzkatheter Untersuchung routinemäßig durchgeführt. Laut Untersuchung war die Rate an Stent-Thrombosen bei Patient:innen mit niedrigen Entzündungswerten mit 0,6 bis 1,1 Prozent relativ gering. Lagen jedoch Werte des CRP von mehr als 50mg/l oder eine Leukozytenzahl größer als 12 G/l vor, so stieg die Rate fast um das Dreifache auf 2,1 bis 2,8 Prozent an.

Insbesondere Lungenentzündungen und Blutvergiftungen waren häufig mit Stent-Thrombosen assoziiert. „Es ist deshalb wichtig, dass bei akuten Entzündungen nur dringend notwendige Stents implantiert werden, also etwa im Rahmen eines akuten Herzinfarkts. Ansonsten sollte der Eingriff verschoben werden, bis die Infektion abgeklungen ist“, fassen Konstantin Krychtiuk und Walter Speidl die Essenz der Ergebnisse zusammen. Multizentrische Studien sollen die Erkenntnisse im nächsten Schritt bestätigen, bevor klinische Leitlinien entsprechend angepasst werden. „In den vergangenen Jahren konnte das Auftreten von Stent-Thrombosen durch moderne Stents, verbesserte Implantationstechniken und sehr effektive Medikamente zur Hemmung der Blutplättchen deutlich reduziert werden“, berichtet Studienautor Christian Hengstenberg, Leiter der Klinischen Abteilung für Kardiologie der Universitätsklinik für Innere Medizin II der MedUni Wien, aus Forschung und Klinik. Dass diese Komplikation, die in 20 Prozent der Fälle tödlich verläuft, nach wie vor auftritt, wird hauptsächlich auf zu frühes Absetzen von Blutplättchenhemmern, also blutverdünnenden Medikamenten, zurückgeführt. (kagr)

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