Forscher:innen und Ärzt:innen analysieren derzeit bei Kongress neuartige immunologische Therapien aus der Allergieforschung auch für andere Erkrankungen.
Fast jeder dritte Mensch leidet an einer Allergie. Durch die Entschlüsselung der relevanten Allergene, die Allergien auslösen, ist eine treffsichere Diagnostik möglich und können neue Therapiemethoden entwickelt werden. Das Konstruktionsprinzip, das für innovative trägerproteingetragene Allergieimpfstoffe gerade in klinischen Studien erste Erfolge zeigt, könnte aber auch für andere Erkrankungen wie Infektionserkrankungen und Krebs nützlich sein. Darüber und über viele andere immunologische Therapieansätze, die das Leben der Menschen verbessern sollen, geht es beim Internationalen Immunologiekongress der International Union of Immunological Societies IUIS, der derzeit noch bis 22. August im Austria Center Vienna stattfindet.
„Immunologische Forschung verbessert das Leben der Menschen nachhaltig. Zum Beispiel hat die Entdeckung monoklonaler Antikörper und deren Herstellung, die übrigens mit dem Nobelpreis ausgezeichnet wurde, die immunologische Diagnostik und Therapie bahnbrechend verändert. Beim Internationalen Immunologiekongress werden sich Wissenschaftler:innen aus aller Welt zu neuen Strategien für Diagnose, Therapie und Prävention für eine Vielzahl von Erkrankungen austauschen. Es geht darum neue und hochwirksame Behandlungen für Allergien, Autoimmunerkrankungen, Infektionserkrankungen und Krebs zu entwickeln“, sagt Rudolf Valenta, Kongress-Präsident des IUIS-Kongresses 2025 und Professor für Allergologie am Institut für Pathophysiologie und Allergieforschung der MedUni Wien.
Bei Allergien reagiert das Immunsystem auf eigentlich harmlose Stoffe mit Überempfindlichkeitsreaktionen. „Bereits 50-60 % der Volksschulkinder bilden auf eigentlich harmlose Stoffe, die wir Allergene nennen, IgE-Antikörper. Auch wenn viele der Kinder zu Beginn noch symptomlos sind, so spricht man hier bereits von einer Sensibilisierung“, erklärt Valenta. Je höher der Kontakt mit dem Allergen ist, desto stärker wird die IgE-Antikörper-Bildung angeregt und es entwickeln sich erste Symptome wie Heuschnupfen, allergische Hauterkrankungen, Nahrungsmittelallergien und Asthma. Je nachdem, wie stark das Allergen in der Umwelt vorherrscht, sind bestimmte Allergien daher in den verschiedenen Ländern unterschiedlich vertreten. So kommen beispielsweise in Skandinavien, wo viele Birken wachsen, verstärkt Birkenallergiker vor. „Der Leidensdruck der Menschen, die oft monatelang aufgrund der Allergie gesundheitliche Probleme haben, ist sehr hoch. Daher ist es wichtig, hier gute und auf die Patienten zugeschnittene Lösungen zu entwickeln,“ sagt der Mediziner.
„In der Allergologie haben wir es geschafft, dass wir die krankheitsrelevanten Antigene durch molekulare und immunologische Charakterisierung strukturell definiert haben. Ich sehe diese Strategie aber auch glasklar als Zukunftsweg für die Behandlung von Infektionserkrankungen und auch Krebs. Hier gilt es noch in der Forschung die entsprechenden Zielantigene herauszufinden. Für Infektionserkrankungen haben wir das bereits gemacht. Es könnte beispielsweise aber auch eine Immuntherapie bei Krebs, die mit Tumor-Antigenen arbeitet möglich werden. Hier sehe ich ein riesengroßes Entwicklungspotenzial“, betont Valenta. (red)